Die Juroren der RTL-2-Show "Curvy Supermodels", rechts außen Harald Glööckler.

Foto: RTL 2

Hungerhaken sind out, Magermodels mag keiner mehr sehen, und so muss man RTL 2 zunächst einmal für seine Mittwochabend-Bespaßung fast dankbar sein. "Curvy Supermodel" heißt diese, eine Jury sucht ein paar Wochen lang nicht bloß wie früher Heidi Klum ein neues Topmodel, sondern erledigt nebenbei auch noch ganz selbstlos eine gesellschaftlich enorm wichtige Aufgabe: Man will dicken Zuseherinnen Selbstbewusstsein einimpfen.

Pardon, dick ist ja ohnehin keine. Wenn die nicht unüppigen Damen aufmarschieren, dann ist von kurvig, Plus-Size oder großen Größen die Rede. Weil hier ist alles "echt", wie der Sender versichert.

Daher ist es nur logisch, dass in der Jury jener Mann mit dem allernatürlichsten Botox-Aussehen von ganz Deutschland sitzt: Designer Harald Glööckler. Aber über diesen Widerspruch wollen wir jetzt mal großzügig hinwegsehen und dem Format eine Chance geben.

Nach den ersten Folgen gibt es tatsächlich Abweichungen von Heidi zu vermelden: Nicht alle curvy Kandidatinnen halten sich für eine zweite Doutzen Kroes oder Gisele Bündchen. Manche sind fast rührend mit ihren Selbstzweifeln.

Da sind sie bei RTL 2 und der sensiblen therapeutischen Arbeit des Senders natürlich genau richtig. Die "Mädchen" müssen in Unterwäsche mitten auf dem Münchner Opernplatz posen. Auf ihren Körpern stehen all jene Bezeichnungen, unter denen sie früher litten, etwa "Fettsau" und "Nilpferd".

Ein Curvy Model "darf nicht zugefuttert aussehen, sondern muss appetitlich sein", erfahren sie von einem Modelagenten. Aber da ist ohnehin längst alles klar: Es ist wie bei Heidi Klum, nur mit Fleisch – und damit noch viel schlimmer. (Birgit Baumann, 13.10.2016)