Die virtuelle Realität ist ein überwältigender Ort. Um Orientierung zu finden, empfiehlt es sich, sich in kleinen Schritten an diese neue Art der Unterhaltung heranzutasten. Zum Markstart von Playstation VR haben wir eine Auswahl von Spielen getroffen, die unserer Ansicht nach einen abwechslungsreichen Einstieg in das Medium gewähren und die Potenziale dieses Mediums aufzeigen. Weitere werden natürlich in Zukunft testen. Bis Ende des Jahres sollen rund 50 Spiele in den Handel kommen, mehr als 150 sollen laut Sony bereits in Entwicklung sein.

Zudem empfehlen wir, die diversen kostenlosen Demos, die PSVR in Form einer Disc beigelegt und im PlayStation Store erhältlich sind, auszuprobieren, um einen Vorgeschmack zu erhalten. Wer noch einen ausführlicheren Einblick in die Technik des VR-Systems braucht, dem sei einerseits unser detaillierter Test ans Herz gelegt sowie unser Hands-on-Video:

Video: Sonys Gaming-Zukunft im Realitycheck.
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Batman Arkham VR (PSVR, 19,99 Euro – Versionen für Vive und Rift folgen 2017)

Wozu Virtual Reality heute bereits im Stande ist, verdeutlicht in diesen noch sehr experimentellen Anfängen den Mediums wohl kaum ein Spiel besser als "Batman Arkham VR". Als spannendes Detektivabenteuer getarnt, in dem man gebannt von der Story ausnahmsweise nicht kämpft, sondern seine grauen Zellen anstrengt, verbirgt sich ein faszinierendes Zweitleben für Fans des dunklen Ritters. Tags ist man ein Jedermann, nachts, wenn man sich mit der VR-Brille in Spiel einklinkt, wird man zum heldenhaften Jäger der Bösewichte. Die Illusion, tatsächlich von Gotham City umschlossen zu sein, in dunklen Gassen auf seine lebensgroßen Erzfeinde zu stoßen, ist so stark, dass man die Aussicht auf das jähe Ende vom ersten Ladescreen an bedauert. Mechanisch an ein klassisches Point-and-Click-Adventure erinnert, schlüpft man mit den Move-Controllern in die Handschuhe und Rüstung Bruce Waynes und versucht mit Scanner, Batarang und Seilkanone einem mysteriösen Mörder auf die Schliche zu kommen. Es ist ein kurzes, aber irre intensives Schaustück für ein Medium, das nicht zu vergleichen ist. Und hoffentlich der beste Anreiz für potente Publisher, in diese Technologie zu investieren.

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Until Dawn: Rush of Blood (PSVR, 19,99 Euro)

VR-Rail-Shooter als Reminiszenz an die goldenen Zeiten der Spielhallen abzutun, würde dem Erlebnis nicht gerecht werden. Mit den Motion-Controllern als Pistole oder Uzi in den Händen wird die Pixel-Schießbude zum gespenstisch intuitiven Ballerspaß. Kein Gamepad und keine noch so schnelle Computermaus lassen selbst ungeübte Spieler so präzise und locker aus der Hüfte schießen. "Rush of Blood" setzt dieser ludischen Befriedigung die morbide Versuchung auf, sich heftig erschrecken zu lassen. In den Wagen geschnallt, rollt man an den Gleisen einer Geisterbahn in absehbare, aber nicht minder erschaudernde Schockmomente. Killerclowns, Vogelschwärme, schreiende Schweine: auf alles darf und muss gefeuert werden. Ansporn, Magazine nicht blind zu entladen, gibt ein Highscore-Zähler samt üblichem Punktemultiplizierer. Dazwischen heben einem Steilfahrten überraschend effektiv den Magen aus. Glücklicherweise in so kleinen Dosen, dass man den so fein herausgeputzten Poltergeist neben sich nicht vollmacht.

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Tumble VR (PSVR, 9,99 Euro)

Die unspektakuläre Anmutung täuscht: Diese geniale Rätselbox ist einer der Geheimtipps für VR-Einsteiger. Mit dem Dual-Shock-4-Gamepad oder einem Move-Controller gilt es Blöcke zu Türmen zu stapeln, mit Spiegeln Laserstrahlen umzuleiten oder mit Minen Türme zu sprengen und Bälle ins Ziel zu katapultieren. Die Lernkurve ist freundlich flach, die Aufgabenstellungen kreativ und es ist eines der wenigen VR-Spiele, das man in aller Gemütlichkeit auch längere Zeit am Stück zocken kann. Es hat etwas ungewöhnlich Meditatives, mit überschlagenen Beinen und auf der Faust abgestütztem Kinn von allen Seiten ein Problem zu betrachten und schlussendlich zu lösen, das sonst keiner sieht.

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The Playroom VR (PSVR, kostenlos)

Nicht nur, weil es kostenlos ist, sondern auch, weil es derzeit ziemlich einzigartig ist, sollte man sich diese Multiplayer-Sammlung unbedingt zu Gemüte führen. In einer Hand voll Minispielen interagieren Headset-Träger mit anderen Spielern auf der Couch, die normal über den Fernseher und DS4-Controller teilhaben können. So wird der PSVR-Träger beispielsweise zum Monster, das Jagd auf kleine Roboter macht, die von bis zu vier anderen Spielern per Controller gesteuert werden. In einem zuckersüßen Klon eines 3D-"Super Mario"-Spiels rettet man quietschende Roboter und erlebt ein grandiose Perspektivenwechsel. In einem spukenden Zimmer wiederum macht man sich in Absprache auf Geisterjagd. Der VR-Spieler kann sich im Raum mit einer Taschenlampe umsehen, den Geist sehen können allerdings nur die Kollegen am Fernseher. Eine weitere Demo lehnt sich hingegen am Kinderspiel "Versteinern" an. Der VR-Spieler schlüpft in die Rolle einer Katze, die hinter dem Vorhang sitzt. Die anderen Spieler steuern Mäuse und müssen unentdeckt hinter Gegenständen hervorspringen, um Käsestücke einzusammeln. "Playroom VR" erinnert an eine aufgebohrte Version von "Nintendo Land" für Wii U. Das ist positiv zu verstehen, denn es sind exakt solche kleinen, aber innovativen Ideen, die VR-Entwickler hoffentlich langfristig auch zu ausgefallenen, "sozialen" Spielen inspirieren werden.

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Eve: Valkyrie (PSVR, Rift, 59,99 Euro)

Als eines der wenigen Vollpreisspiele für PSVR lockt "Eve: Valkyrie" mit der Faszination Weltraum. Mangels einer echten Kampagne und ob der starken Multiplayer-Auslegung sollte es 50 Prozent günstiger sein, doch die Raumschiff-Dogfights sind so mitreißend inszeniert, dass man zumindest als Genrefan ein hochpreisiges Ticket lösen kann. Im Anzug einer Kampfpilotin oder eines Kampfpiloten wird man bei vollem Schub in das tödliche Nichts katapultiert. Feindliche Raumschiffe warpen herein und schon befindet man sich in schwindelerregenden Zweikämpfen, die an die Schlachten in "Battlestar Galactica" erinnern – nicht nur deshalb, weil Starbuck-Schauspielerin Katee Sackhoff durch die Unendlichkeit führt. Faszinierend sind genauso die kleinen Details. Man kann sich im Cockpit genau umsehen, die dreidimensionalen Anzeigen studieren und im brechenden Sonnenschein selbst die Unvollkommenheiten der Glasscheibe ausmachen. Apropos brechen: Als Einstieg ist "Eve: Valkyrie" nur in sehr kleinen Portionen zu empfehlen. Es braucht Zeit, um sich an die raschen Rotationen und Loopings zu gewöhnen. Selbst wenn die Technik hier wenig Wünsche offen lässt.

EVE: Valkyrie

VR-Games mit Potenzial

Darüber hinaus lohnt es sich, noch viele weitere Spiele auszuprobieren. Der Mech-Sport-Shooter "RIGS" (PSVR, 59,99 Euro) ist eines der bestgemachten VR-Werke, doch für den ungeübten Magen alles andere als eine unbedenkliche Herausforderung.

"Driveclub VR" (PSVR, 39,99 Euro) ist noch so eine offensichtliche Verlockung. Rennspiele sind wie die meisten Cockpit-Games prädestiniert für VR. Rennen aus der Ego-Ansicht zu erleben, war dank Head-Tracking nie intuitiver und authentischer. Allerdings muss man hier nicht nur eine sehr pixelige Umgebungsgrafik, sondern auch fehlende Features wie Wetterffekte gegenüber der Originalversion in Kauf nehmen.

Ein ungeschliffener Diamant ist zudem die Spielesammlung "Playstation VR Worlds" (PSVR, 39,99 Euro). Neben dem exzellenten, aber superkurzen Gangster-Shooter "London Heist" und einer süchtig machenden Schießbude findet man hier auch noch wunderschöne, aber minimal interaktive Tauchgänge in "Ocean Descent" und ein wirklich witziges VR-Pong in "Danger Ball". Leider wurde das Angebot mit den öden und schwindelerregenden Zugaben "VR Luge" und "Scavengers Odyssey" versalzen.

Ein einfacheres, aber audiovisuell sehr beeindruckendes Erlebnis – besonders in VR – ist das psychedelische Rhythmus-Spiel "Thumper". Für Einsteiger ist die Achterbahn noch dazu gut geeignet, sich an flottere Games zu gewöhnen.

(Zsolt Wilhelm, 16.10.2016)

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