Künstlerische Darstellung eines Planeten um Alpha Centauri B.

Foto: Eso/Calçada/Risinger

Washington – Der Plan ist so aufregend wie ambitioniert: Eine Gruppe von US-Astronomen will mit einem privat finanzierten Weltraumteleskop erstmals Bilder eines erdähnlichen Exoplaneten aufnehmen. Der Vorsitzende der beteiligten Non-Profit-Organisation BoldlyGo, Jon Morse, sprach gleich von einem "heiligen Gral der Exoplanetenforschung".

Denn könnte man per Teleskop tatsächlich einen Exoplaneten erspähen, wäre das nicht nur an sich schon eine Sensation. Läge dieser in der sogenannten habitablen Zone um seinen Stern, in der es theoretisch flüssiges Wasser geben könnte, würde sich ein neues Fenster für die Suche nach außerirdischem Leben auftun. Wissenschafter könnten etwa gezielt nach verräterischen Spuren in der Atmosphäre fahnden.

Vielversprechendes Doppelsternsystem

Im Blick hat das "Project Blue" genannte Vorhaben quasi unsere Nachbarschaft: das Doppelsternsystem Alpha Centauri. Mit rund 4,34 Lichtjahren Entfernung sei es nahe genug, um es schon mit einem vergleichsweise kleinen Weltraumteleskop untersuchen zu können. Das geplante Instrument soll einen Spiegeldurchmesser von gerade einmal 50 Zentimetern aufweisen, so die Initiatoren von Project Blue. Zum Vergleich: Der Spiegel des Hubble-Weltraumteleskops kommt auf 2,4 Meter Durchmesser.

Noch näher wäre freilich Proxima Centauri, und erst im August wurde um diesen Stern ein etwa erdgroßer Exoplanet entdeckt. Doch dass das Proxima Centauri b genannte Objekt Leben beherbergt, gilt als recht unwahrscheinlich. Zudem befindet sich dieser Exoplanet für Analysen durch Project Blue zu nahe an seinem Stern.

Geldgeber gesucht

Der Plan, Alpha Centauri in den Blick zu nehmen, ist nicht neu. Die Nasa hatte erst in den vergangenen Jahren ein ähnliches Vorhaben (Acesat) als zu riskant eingestuft und nicht zur Finanzierung freigegeben. Nasa-Experten waren zu der Ansicht gelangt, dass es mit 15-prozentiger Wahrscheinlichkeit gar keine Planeten in den habitablen Zonen der Sterne Alpha Centauri A und Alpha Centauri B gibt. Die Forscher von Project Blue wollen sich davon aber nicht beirren lassen und eine abgespeckte Version mit privaten Mitteln auf die Beine stellen.

Mit rund 23 bis 45 Millionen Euro ist das Vorhaben veranschlagt, das ist etwa ein Drittel der Kosten des geplatzten Nasa-Projekts. Bis 2018 soll die Konstruktion abgeschlossen sein, der Start ins All könnte dann bereits 2019 erfolgen, hoffen die Initiatoren. Nun läuft aber erst einmal die Suche nach Geldgebern. "Es ist alles eine große Herausforderung, aber das macht es auch so aufregend", sagt der Exoplanetenforscher Supriya Chakrabarti (University of Massachusetts). (David Rennert, 13.10.2016)