Die Sicherheitspartner des Burgenlands versammeln sich in ihrer signalgelben Dienstkleidung vor dem Landhaus zur offiziellen Indienststellung. In neun Modellgemeinden wird nun verstärkt Obacht gegeben.

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Eisenstadt/Mödling/Wien – Seit Dienstag patrouillieren sie in den sechs Modellgemeinden der Bezirke Neusiedl und Mattersburg, am Donnerstag folgen die im Süden des Burgenlands. Am Mittwoch aber stand der wichtigste Termin für die 18 mit signalgelben Warnwesten dienstbekleideten Damen und Herren an, die nun, nach elftägiger Ausbildung, als "Sicherheitspartner" auf Streife geschickt werden: feierliche Dekretübergabe im Sitzungssaal des burgenländischen Landtags durch Landeshauptmann und Landeshauptmann-Stellvertreter.

Letzterer, also Sicherheitsreferent Johann Tschürtz von der FPÖ, ist der Initiator dieser gewissermaßen umfassenden Aktion. Die Partner sollen sich ja nicht als Ersatzpolizei sehen, sondern als zusätzliches Augenpaar. Nicht nur auffälligen Herumschleichern gelte das Augenmerk, sondern auch den Bedürfnissen der Bürger. So werden um den Beitrag von brutto 2,40 Euro oder 4,20 (Apotheke) Besorgungen erledigt, bei Abwesenheit oder Gebrechlichkeit wird entgeltlich Nachschau gehalten. Auch Firmen können die Dienste in Anspruch nehmen. Das alles in Kooperation mit den Bürgermeistern, die etwa auch Schulwegsicherungen bestellen können.

In Achtstundenschichten

Gestreift wird in Elektroautos, bei Wettergunst mit -rädern oder zu Fuß. Und das schichtbedingt (8, 8, 8) jeweils allein – was einen wahrhaftigkeitboshaften Pressevertreter zu fragen veranlasste, ob man das Burgenland für so sicher halte, dass man sich das traue.

Man traue sich, so die Antwort, aus hauptsächlich budgetären Überlegungen. 500.000 Euro sind vorgesehen.

Dasselbe in Schwarz

Die Initiative der burgenländischen Landesregierung ist eine Konkurrenzveranstaltung zur Aktion "Gemeinsam sicher" des Innenministeriums. Deren Ziel ist, dass "sich nicht nur die Polizei allein für das Produkt Sicherheit verantwortlich fühlt, sondern alle betroffenen gesellschaftlichen Akteure eingebunden werden", wie Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) erst vor wenigen Tagen via Aussendung mitteilte.

Das Projekt ist im April in den Bezirken Schärding (OÖ) und Mödling (NÖ) sowie in den Städten Eisenstadt und Graz gestartet. Im Bezirk Mödling fungieren 61 Bürger als Sicherheitspartner und elf Polizeibeamte als Sicherheitsbeauftragte. Es gibt Vernetzungstreffen, Updates zur Sicherheitslage und monatliche Newsletter, die in letzter Zeit vor allem Einbrüche, Einbruchsversuche und Fahrraddiebstähle thematisierten. Workshops für Senioren in puncto Internetkriminalität und Schulungen für Asylwerber in Sachen Radfahren und Straßenverkehrsordnung wurden veranstaltet.

Polizei NÖ wird twittern

Markus Haindl, Pressesprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich, erklärt: "Das Ziel ist die strukturierte Kommunikation zwischen der Polizei und den Menschen." Die Landespolizeidirektion wolle dafür in wenigen Tagen auch auf Twitter und Facebook präsent sein.

Nicht alle, aber mehrere Gemeinden im Bezirk haben einen Sicherheitsgemeinderat ernannt. Einer dieser 13 ist Gerhard Soural, unabhängiger Gemeinderat in Maria Enzersdorf. Er sieht seine Rolle vor allem darin, Menschen die Hemmungen davor zu nehmen, sich an die Polizei zu wenden. Soural war schon vorher für Sicherheitsthemen im Ort zuständig. "Insofern kenne ich das schon, dass mich Leute anrufen und sagen, diese Kreuzung ist gefährlich oder hier muss mal wieder der Baumschnitt gemacht werden, da man sonst das Straßenschild nicht sieht", sagt Soural.

Bundesweiter Rollout 2017

Seit August 2016 läuft der Probebetrieb von "Gemeinsam sicher" auch in acht Wiener Gemeindebezirken. Die Fachhochschule Wiener Neustart evaluiert die Aktion. Ab Anfang 2017 sollen in ganz Österreich Bürger zu Sicherheitspartnern ernannt werden. (Wolfgang Weisgram, Gudrun Springer, 12.10.2016)