Gut vorbereitet war die Energiewende wahrlich nicht. Die Stromleitungen glühen, die Preise sind im Keller, die Kohle feiert fröhliche Urständ, und die Haushalte zahlen sich dumm und dämlich – nicht weil der Strom so teuer wäre, sondern das Drumherum. Der Ursprung des Problems liegt – in Deutschland. Berlin hat den Ausstieg aus der Atomkraft im Alleingang beschlossen und hat das beim Einstieg in den Ausstieg von Öl und Gas wiederholt. Als ob in einer vernetzten Welt ein so radikaler Schritt jenseits der Grenzen folgenlos bliebe.

Damit zu hadern ist jetzt müßig. Viel wichtiger ist es, gemeinsam einen gangbaren, tragfähigen Weg in die Energiezukunft zu finden. Das Gute inmitten vieler schlechter Begleiterscheinungen ist, dass die erneuerbaren Energien die Mitte der Gesellschaft erreicht haben. Selbst die größten Skeptiker räumen inzwischen ein, dass der Zug von den fossilen Energien weg in Richtung Wind, Sonne und dessen, was es sonst noch an erneuerbaren, umweltschonenden Energien gibt, abgefahren ist. Die Frage ist nicht, ob, sondern nur noch, wie lange das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle von der fossilen Lobby hinausgezögert werden kann.

Wenn in Österreich nun gejammert wird, dass die Stromimporte Jahr für Jahr steigen, hat das einen simplen Grund: Es ist günstiger, elektrische Energie zuzukaufen, als den gesamten Inlandsbedarf selbst zu erzeugen. "Grenzen zu" und Stromautarkie zu fordern ist aber Denken von gestern. Je größer der Strommarkt, desto günstiger und sicherer ist die Versorgung im Land. Worum nun auch von den politisch Verantwortlichen im Land gekämpft werden sollte, sind gemeinsame europäische Regeln, damit der restliche Umbau des Energiesystems ohne allzu viel Blitz und Donnergrollen gelingt. Dazu gehört auch eine CO2-Steuer, auf dass mit Kohle nicht weiter Kohle gemacht und die Umwelt verschmutzt werden kann. (Günther Strobl, 12.10.2016)