Bei der Sitzung des Fifa-Rats am Donnerstag und Freitag droht der Fußball-Weltverband in ein politisches Dilemma zu geraten. Mehr als 60 Abgeordnete des Europaparlaments haben die Fifa in einem Brief dazu aufgefordert, "mindestens fünf" israelische Siedlerklubs von allen internationalen Wettbewerben und aus dem Israelischen Fußballverband auszuschließen.

Die Abgeordneten verweisen auf die Fifa-Statuten, wonach kein Klub auf dem Gebiet eines anderen Verbandes ohne dessen Zustimmung und die Zustimmung der Fifa spielen darf. "Wir verhandeln auf dem Platz auch nicht darüber, ob eine Blutgrätsche eine rote Karte ist oder nicht", sagt einer der Unterzeichner, der deutsche Linken-Abgeordnete Fabio De Masi.

Israel hat das Westjordanland im Sechstagekrieg 1967 erobert und kontrolliert es seither weitgehend. Der israelische Siedlungsausbau gilt aus Sicht der EU als Haupthindernis auf dem Weg zu einer Friedensregelung in Nahost. Im Westjordanland und in Ostjerusalem leben nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Betselem etwa 550.000 israelische Siedler. In einigen Amateurklubs wird Fußball gespielt.

Dorn im Auge

Palästinas Fußballverband ist das ein Dorn im Auge. Entweder soll die Fifa die Klubs ausschließen, fordern auch De Masi und seine Mitstreiter, oder sie müssen innerhalb der international anerkannten Grenzen Israels umziehen. Der Konflikt beschäftigt die Fifa schon lange. Palästinas Verband beklagte, die israelischen Sicherheitskräfte würden ihre Spieler schikanieren, sie bekämen beispielsweise keine Ausreisegenehmigungen von Israel.

In seinem letzten diplomatischen Meisterstück verhinderte der frühere Fifa-Chef Joseph Blatter beim Kongress im Mai 2015 einen Eklat, indem er den Präsidenten des Palästinensischen Fußballverbands, Jibril Rajoub, in letzter Sekunde dazu bewegte, einen Antrag auf Ausschluss Israels aus der Fifa zurückzuziehen.

Für den Ausschluss der Siedlerklubs bekommen die Palästinenser aktuell auch Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen. Und auch die Vereinten Nationen sehen die Palästinenser in diesem Fall im Recht. (APA, 12.10.2016)