Nolan Bushnell wird von vielen Menschen als einer der "Väter der Videospielindustrie" angesehen. Das verwundert auch nicht, denn der heute 73-Jährige hat 1972 das Unternehmen Atari ins Leben gerufen. Heute zu einem weitgehend unbedeutenden Hersteller von PC-, Browser- und Mobilegames reduziert, prägte der Konzern die Frühzeit der Heimcomputer und Konsolen. Neben diversen Rechnern zeichnete der Konzern auch für Spieleklassiker wie "Pong", "Space Invaders" und "Pac-Man" verantwortlich.

Nach Ausflügen in den Bereich E-Commerce und Lernsoftware ist Bushnell nun wieder in seiner alten Branche angekommen. Gemeinsam mit Jason Crawford hat er die Firma Modal VR gegründet, wie Techcrunch berichtet.

Modal VR

Ganzkörper-Erlebnis

Wie der Name bereits verrät, betätigt sich Modal VR im Bereich der Virtual Reality. Man arbeitet an einem immersiven, drahtlosen Unterhaltungssystem, das neben einer VR-Brille auch aus einem Ganzkörperanzug zur Bewegungserfassung und im Raum platzierten Sensoren besteht. Genaueres wollen die beiden Gründer über die von Crawford erfundene, proprietäre Technologie nicht verraten.

Bekannt ist, dass die Sensoren eine Fläche von bis zu 90.000 Quadratfuß (etwa 83.600 Quadratmeter) abdecken können sollen. Die Latenz zwischen Bewegung und Abbildung in der virtuellen Realität soll unter zehn Millisekunden liegen. Gedacht ist das System auch nicht für Privatkunden, sondern für Firmen, die damit etwa VR-Spielhallen einrichten können.

"Verdammt beeindruckende" Erfahrung

Dazu plant Modal VR auch einen Appstore, über den Entwicklerstudios VR-Entertainmentinhalte und Games anbieten können. Preisangaben gibt es noch nicht, aktuell sei ein akzeptabler Preis für den Consumer-Markt aber nicht zu erzielen.

Laut Techcrunch-Autor Jonathan Sieber befindet sich das Modal VR-System noch in der Prototyp-Phase. Dennoch soll es bereits sehr zuverlässig funktionieren. Bis auf Probleme bei der Erkennung mancher Handbewegungen während der Manipulation von virtuellen Objekten, gab es nichts auszusetzen. Die VR-Umsetzung von "Pong" war seiner Beschreibung nach eine "verdammt beeindruckende" Erfahrung. Auch "Mythic Combat", eine Umsetzung des Scheibenduells aus den "Tron"-Filmen, beschreibt er als sehr überzeugend.

Foto: Modal VR

Die Gründungsgeschichte des Unternehmens reicht drei Jahre zurück, als der VR-Markt vor der Übernahme von Oculus durch Facebook noch stärker in Bewegung war. Die Arbeit begann kurz nachdem Oculus seinen ersten Prototypen mit durchschlagendem Erfolg auf Kickstarter finanziert hatte. Damals allerdings fehlte noch die Hardware zur Umsetzung der großen Vision. Nach vielen Fehlschlägen habe es schließlich geklappt.

Vollständiges Ökosystem

Potenzial sieht man auch außerhalb des Entertainment-Bereiches. Entwickler könnten nicht nur VR-Games umsetzen. Auch Software für virtuelles Polizeitraining und ähnliche Zwecke ließe sich beispielsweise umsetzen.

Künftige Hallenbetreiber sollen ein Ökosystem ähnlich jenem von Apple vorfinden, so die Vision der Modal-Gründer. Man stellt das System auf, hängt es an den Strom und kann gleich loslegen. Starten möchte man innerhalb der nächsten Jahre, einen genauen Termin gibt es ob der frühen Entwicklungsphase noch nicht. (gpi, 12.10.2016)