Kannten Wikinger schon LSD und Mushrooms? Ebbot Lundberg gastiert mit seiner aktuellen Band, den Indigo Children, in Ebensee und Wien. Foto: Dan Isaac Wallin

Foto: Dan Isaac Wallin

Wien – Jedes Laientheater wäre für Ebbot Lundberg dankbar, verliehe er doch einer gepflegten Inszenierung von Wickie und die starken Männer das gewisse Etwas, das Halvar von Flake ausmachte. Doch Lundberg, der Schwede, ist anderweitig vergeben. Zurzeit tourt er als Ebbot Lundberg & The Indigo Children durch Europa, am Freitag gastiert die Band im Kino Ebensee, am Sonntag im Wiener Chelsea.

Im Frühling erschien das Album For The Ages To Come, das sich eines zart psychedelischen Folkrock bedient und die Sixties mittels loungigem Schubidubidu heimsucht, etwa im Lied Drowning In A Wishing Well. Das ist für Lundberg eher ungewöhnlich. Immerhin kommt er aus der härteren Ecke. Ende der 1980er-Jahre stand er Union Carbide Productions als Sänger vor, die im selben Taufbecken ihre unheiligen Sakramente empfingen wie die Stooges.

Topffrisur, Vollbart, Kutte

Deren noch etwas verhalten ausgelebte psychedelische Seite erblühte in der Folgeformation The Soundtrack Of Our Lives, kurz TSOOL, mit der Lundberg international erfolgreich wurde. Mit TSOOL gab er hierzulande eine Reihe mitreißender Konzerte, die sein Halvar-von-Flake-Image unterstrichen: Topffrisur, Vollbart, Kutte und große Gesten, als wäre er gerade auf Amerika gestoßen.

Die Dringlichkeit von TSOOL lässt sich bei den Indigo Children nicht so festmachen, wenngleich das Album einige Songs bietet, die zeigen, dass Lundberg diese Vergangenheit pflegt.

Außerdem ist er ein begnadeter Frontmann, der zwischen Haltung und nahendem Kontrollverlust seine besten Momente hat. Dennoch könnte sein Projekt mit den Indigo Children nur von kurzer Dauer sein.

Noch heuer soll das Debüt von Five Billions In Diamonds erscheinen, einer Supergroup unter der Produktionsleitung von Butch Vig, mit Mitgliedern von Portishead, Spiritualized und Ocean Blue – und Lundberg als Sänger. Bis sich das realisiert, kann man sich diese Woche noch einmal an der zärtlichen Seite dieses Mannes erfreuen. (Karl Fluch, 11.10.2016)