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Die größten Abweichungen bei der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Fangquoten für 2017 gibt es beim Westdorsch: Statt den vorgeschlagenen Einschränkungen um 88 Prozent soll sich die Fangmenge nur um 56 Prozent verringern.

Foto: AP/HERIBERT PROEPPER

Brüssel – Die EU-Fischereiminister haben sich auf die Fischfangquoten in der Ostsee für das kommende Jahr verständigt. Dabei folgten sie weitgehend den Empfehlungen aus dem im Sommer beschlossenen EU-Mehrjahresplan, teilte die slowakische EU-Ratspräsidentschaft am späten Montagabend in Luxemburg mit.

Die größten Abweichungen gab es beim Westdorsch: Statt den vorgeschlagenen Einschränkungen um 88 Prozent soll sich die Fangmenge nur um 56 Prozent verringern.

"Kompromiss mit Augenmaß"

"Die neuen Fangquoten für die Ostsee sind ein Kompromiss mit Augenmaß, mit dem der Rat seiner Verantwortung gerecht geworden ist", teilte die deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt in einer ersten Stellungnahme nach dem Ministerratstreffen mit. Durch den gefundenen Kompromiss könnten sich die Fischbestände weiter erholen. Gleichzeitig hätten die Ostseefischer eine wirtschaftliche Perspektive.

Die beschlossenen Quotenreduzierungen nannte Schmidt "schmerzhaft, aber angesichts der Bestandssituation erforderlich". Bei dem für die deutsche Ostseefischerei "so wichtigen Dorsch" sei die Quotenreduzierung in einem Maßnahmenpaket durch "längere Schließzeiten und einer Begrenzung der täglichen Fangmengen in der Freizeitfischerei" ergänzt worden. Das Ergebnis nannte Schmidt "vertretbar".

"Mein Ziel ist, Arbeitsplätze und Strukturen in der Berufs- und Freizeitfischerei an der Ostseeküste auch längerfristig zu erhalten", teilte der Minister mit. Dem trage das Ergebnis des Ministerrats Rechnung.

Reduzierung bei Westdorsch, Hering, Lachs

Die Fangquoten für 2017 sehen neben der Reduzierung beim Westdorsch Quotenrückgänge beim Hering im Golf von Riga (minus elf Prozent), dem Dorsch in der östlichen Ostsee (minus 25 Prozent) und von Lachs (minus 20 Prozent) in bestimmten Gewässern vor. Die Fangquote für die Scholle steigt um 95 Prozent, für Sprotten um 29 Prozent. Für die meisten Heringfanggebiete steigt die Quote leicht um acht bis 17 Prozent.

Die EU-Fischereiminister legen jedes Jahr die Fangquoten für das kommende Jahr in der Ostsee auf einem Ministerrat im Herbst fest.

Greenpeace kritisiert Dorschquote

Die Umweltorganisation Greenpeace hat die Absenkung der Dorschquote um 56 Prozent in der westlichen Ostsee als nicht ausreichend kritisiert. Erneut hätten sich die EU-Fischereiminister bei der Quotenvergabe den Interessen der Fischereiindustrie gebeugt, anstatt den wissenschaftlichen Vorgaben zu folgen, sagte der Greenpeace-Fischereiexperte Thilo Maack am Dienstag.

Damit werde weder dem Dorschbestand noch der Ostseefischerei ein Gefallen getan. Mit dem weiteren Absinken des Bestands in der westlichen Ostsee würden auch die Fischereierträge sinken. (APA/AFP, 11.10.2016)