Eine 15-Jährige legt einem italienischen Bauarbeiter einen polierten Apfel vor die Tür, als Ausdruck ihrer Verliebtheit. Solche Bilder finden sich in der Prosa der Vorarlberger Schriftstellerin Paula Köhlmeier. Die Regisseurin Cornelia Rainer macht Köhlmeiers Geschichten nun räumlich erfahrbar – in Maramba, einer Produktion des Walktanztheaters im Alten Hallenbad in Feldkirch. Wie beim Polieren der Frucht ist die Bearbeitung nicht Notwendigkeit, sondern Geste. Sie lädt das Polierte auf, mit Wertschätzung und Hoffnung.

Fünf Darsteller und drei Dutzend Statisten im komplementären Film gleiten durch die 47 Texte aus dem 2005 erschienenen Band Maramba. Erzähler werden zu Figuren und umgekehrt.

Steter Wechsel gilt auch für den Fokus des Sprechens und Geschehens in der Mitte und an den Rändern des Raums. Es wird gequalmt und geküsst, gebrüllt und gewinkt. Ein Touch pittoresker Nostalgie liegt auf Schreibmaschinen, Telefonapparaten und Röhrenfernsehern, auf Kleiderschürzen und Federboas.

Das Meer in Mexiko

Großen Anteil an der Gesamtkomposition hat Patrik Lerchmüller: Mit Harmonika, gedämpfter Posaune und zum Klingen gebrachten Bierflaschen ergänzt er seinen Soundtrack live. Zur Kalimba singt Rouven Magnus Stöhr "I'm too young to feel so old" aus Paula Köhlmeiers fragendem Glaubensbekenntnis. Ein anderes Lied sucht das Meer in Mexiko, jenem Land, das eine Weile lang Wohnort der Studentin Köhlmeier war und wie Wien oder der Schlossberg von Hohenems in ihren Texten auf- und wieder abtaucht.

Die Einzige, die bei dem Abend fehlt, ist die Autorin: Gerne hätte man Gefallen und Respekt – beides bei der Premiere reichlich kundgetan – auch der Urheberin dieser Welten gezeigt. Paula Köhlmeier ist 2003 im Alter von nur 21 Jahre tödlich verunglückt. (pen, 10.10.2016)