Sanaa/Kairo – Nach einem kategorischen Dementi sprach Saudi-Arabien am Sonntag von einem bedauerlichen, schmerzlichen Angriff. Augenzeugen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa hatten zuvor Flugzeuge und vier Raketeneinschläge auf die Trauergemeinde, bei der hohe Funktionäre der Huthi-Rebellen anwesend waren, detailliert beschrieben. Washington warnte, man werde die Zusammenarbeit mit der arabischen Koalition überprüfen; Riad hätte keinen Blankoscheck. Jeder vorsätzliche Angriff auf Zivilisten sei "absolut inakzeptabel", sagte auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Die Allianz kündigte eine Untersuchung gemeinsam mit US-Experten an.

Das Blutbad vom Samstag war das schlimmste einer langen Reihe von Bombardements der Koalition auf zivile Ziele, darunter auch Spitäler. Laut UN-Angaben sind die Luftangriffe, die seit März 2015 geführt werden, für 60 Prozent der zivilen Toten im Jemen verantwortlich.

Keine entscheidende Schwächung

Den Saudis und ihren arabischen Verbündeten ist es trotz massiver Bombardierungen aber nicht gelungen, die schiitischen Huthi-Rebellen, die vor zwei Jahren Sanaa überrannt und die international anerkannte Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi ins saudische Exil getrieben hatten, entscheidend zu schwächen. Erst vor wenigen Tagen lancierten sie einen überraschenden Angriff auf ein emiratisches Schiff in der strategisch wichtigen Wasserstraße von Bab al-Mandab.

Der neueste Gewaltausbruch bedroht den aktuellen UN-Versuch, eine 72-stündige Waffenruhe zu erreichen, damit wenigstens Hilfslieferungen in die von Hunger am schlimmsten betroffenen Gebiete gebracht werden können. Ende Juli waren Friedensgespräche in Kuwait gescheitert. Der Bürgerkrieg im verarmten Jemen hat bisher 6.600 Tote gefordert. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind auf Nothilfe angewiesen. (Astrid Frefel, 9.10.2016)