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Nochmal ans Meer, nochmal Sonne tanken, diesen Wunsch haben in Deutschland zurzeit zehntausende Menschen – zumal in einigen Bundesländern Herbstferien sind. Doch die meisten Kunden, die mit dem deutschen Ferienflieger Tuifly, einer Tochter des Touristikunternehmens Tui Travel, den Urlaub genießen wollen, hatten am Freitag Pech und konnten nicht starten.

Denn die Airline ist schon vor einigen Tagen von einer mysteriösen Krankheit erfasst worden. Und für den Freitag haben sich so viele Piloten und Crewmitglieder krankgemeldet, dass Tuifly Donnerstagabend verkünden musste, sämtliche 108 für den Freitag geplanten Flüge streichen zu müssen. 9000 Passagiere wären betroffen gewesen.

"Wilder Streik"

Die Massenerkrankungen sind jedoch nicht auf ein sehr heimtückisches oder gar gefährliches Virus zurückzuführen, vielmehr ist bei Tuifly und in Luftfahrtkreisen von einem sogenannten "wilden Streik" die Rede, weil in der Belegschaft die Jobangst umgeht.

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Tuifly und ein Teil der chronisch defizitären Air Berlin ein neues Ferienflugunternehmen ins Leben rufen wollen. Die Beschäftigten fürchten schlechtere Bedingungen oder den Job überhaupt zu verlieren. Air Berlin ist auch seit Tagen von den "Erkrankungen" betroffen, da es sich von Tuifly Flieger ausleiht. Am Freitag erklärten sich rund 1000 Air-Berlin-Mitarbeiter zu freiwilligen Sonderschichten bereit, um den Ausfall zu kompensieren.

Auch Tuifly selbst bemühte sich, dann doch 22 Maschinen in die Luft zu bekommen – hauptsächlich, um in der Türkei oder auf Kanaren und Balearen gestrandete Urlauber zurückzuholen.

Airline sieht"höhere Gewalt"

Aufsichtsratschef Henrik Homann appelliert an die Mitarbeiter, wieder zum Dienst zu erscheinen. "Die Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die Tarifverträge bleiben bestehen", sagt er.

Seinen Kunden will Tuifly allerdings keine Entschädigung bezahlen. Man beruft sich auf "höhere Gewalt", da sei dies nicht möglich. Fluggastrechtler aber sehen das anders, sie erklären, gegen Krankheit müssten sich Airlines wappnen. Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rät Geschädigten, ihre Ansprüche auf jeden Fall geltend zu machen.

Die Zustände bei Tuifly bescheren dafür dem Flugrechteportal Flightright viel Arbeit. Binnen weniger Tage haben sich 500 Kunden der Tuifly gemeldet und wollen Hilfe für Schadenersatzansprüche. (Birgit Baumann aus Berlin, 7.10.2016)