In der und um die Deutsche Bank werden derzeit Pläne zur Krisenbewältigung gewälzt.

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Frankfurt/Doha – Die wegen hoher Strafzahlungen unter Druck geratene Deutsche Bank erwägt einem Medienbericht zufolge einen Börsengang ihrer Vermögensverwaltungssparte. Die Bank prüfe, einen Minderheitsanteil an der Deutsche Asset Management an den Aktienmarkt zu bringen, berichtet die "Financial Times" am Freitag.

Mit den Erlösen könnte das renditeschwache Institut seine Kapitalbasis aufpolstern. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, schreibt die Zeitung und beruft sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

Für Katar langfristiges Investment

Zudem kann sich die Bank Finanzkreisen zufolge trotz der aktuellen Vertrauenskrise auf ihren größten Aktionär Katar verlassen. Die Herrscherfamilie des Emirats habe derzeit keine Pläne auszusteigen, sagten zwei damit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Scheichs halten sich demnach sogar die Möglichkeit offen, bei einer weiteren Kapitalerhöhung mitzuziehen – sollte ein solcher Schritt nötig werden, etwa weil die Rechnung für den US-Hypothekenstreit die Reserven übersteigt. Die Bank wollte die Informationen nicht kommentieren, aus Katar war am Freitag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Einer der Insider betonte, die Deutsche Bank sei für Katar ein langfristiges Investment. "Katar glaubt, dass es für die Bank am Ende gut ausgehen wird." Es gebe momentan keine Forderung, abermals das Top-Management auszutauschen oder die Strategie zu ändern. Großer Wunsch Katars sei aber, dass die renditeschwache Deutsche Bank endlich ihre Rechtsstreitigkeiten hinter sich lasse, damit sie sich wieder auf ihr Tagesgeschäft konzentrieren könne und nicht weiter Marktanteile verliere. "Die Umsetzung ist das Problem, nicht die Strategie." Die Herrscherfamilie Al-Thani aus dem Golfstaat hat über zwei Investmentvehikel Zugriff auf knapp zehn Prozent der Anteile.

Dax-Manager diskutieren Beteiligung

Die Krise der Deutschen Bank hat auch die Wirtschaftselite auf den Plan gerufen. Vorstände einiger der 30 Konzerne im Leitindex Dax hätten kürzlich Gespräche geführt, ob eine symbolische Kapitalbeteiligung der Bank helfen könnte, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Dem "Handelsblatt" zufolge ist ein niedriger einstelliger Milliardenbetrag in der Diskussion. Ein Industriekonsortium könnte sich nach dem Vorbild der ehemaligen "Deutschland AG" zu Marktkonditionen an einer Kapitalerhöhung der Bank beteiligen, schrieb das "Handelsblatt" am Freitag. Die deutsche Regierung begrüße eine solche Initiative.

Die Deutsche Bank steckt derzeit mitten im Verhandlungspoker mit den US-Behörden, um eine 14-Milliarden-Dollar-Strafe (12,5 Milliarden Euro) im Streit um faule Hypothekenpapiere noch zu drücken. Spekulationen über einen Verkauf der Vermögensverwaltung war Deutsche-Bank-Chef John Cryan erst Mitte September entgegengetreten. In einem Brief an die Mitarbeiter erklärte er, "die Deutsche Asset Management ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells". (APA, Reuters, 7.10.2016)