Aufenthaltsort vieler Maschinen von Air Berlin und Tuifly: Geparkt am Flughafen.

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Hannover/Frankfurt – Die kurzfristigen Krankmeldungen des Cockpit- und Kabinenpersonals des deutschen Ferienreisefliegers Tuifly wirbeln deren Flugpläne immer heftiger durcheinander. Wie an den Vortagen wurden auch am Donnerstag mehrere Tuifly-Flüge gestrichen. Von 110 vorgesehenen Flügen muss das Unternehmen 108 Flüge ersatzlos streichen, wie die Airline aus Hannover in einer Erklärung bekanntgab.

Die Flüge werden annulliert, obwohl die Fluggesellschaft versucht hat, Ersatz zu beschaffen: "Das Unternehmen hat heute 18 zusätzlich gecharterte Flugzeuge anderer Airlines für Tuifly im Einsatz", heißt es in der Mitteilung.

Keine Flüge für Air Berlin

Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hochverschuldeten, deutschen Niki-Mutter Air Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei Tuifly gesehen. Tuifly soll in eine neue Dachholding integriert werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Jobverluste. Auch Air Berlin musste in den Vortagen wegen der Crew-Engpässe bei Tuifly Flüge streichen – ein Drittel der Tuifly-Flotte fliegt samt Besatzung für Air Berlin.

Tuifly hat für den Partner Air Berlin nach dessen Angaben am Donnerstag keinen einzigen Flug durchgeführt. Täglich wickele Tuifly eigentlich 90 Flüge ab, sagte Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel. Mit Hilfe anderer Crews habe Air Berlin 30 dieser 90 Flüge anbieten können. 60 Flüge seien ausgefallen. Kattwinkel sprach von einer "schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste".

Kein Schadenersatz für Kunden

Bei den Verspätungen und Ausfällen durch Crew-Engpässe beruft sich der TUI-Konzern auf höhere Gewalt. "Entschädigungs- beziehungsweise Schadensersatzansprüche der Kunden entstehen daraus nicht", teilte TUI Deutschland am Donnerstag in Hannover mit. Die Sprecherin betonte: "Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer Gewalt."

Die deutsche Flugbegleitergewerkschaft UFO hat unterdessen jegliche Verantwortung für massenhafte Krankmeldungen bei deutschen Fluggesellschaften abgelehnt. "Das ist definitiv kein Mittel zum Arbeitskampf für uns", sagte der Tarifexperte Nicoley Baublies. Man rufe dazu nicht auf und distanziere sich klar von einem möglichen Missbrauch. (APA, 6.10.2016)