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Herzinsuffizienz wird häufig gar nicht oder zu spät diagnostiziert, sagen Experten.

Foto: Reuters/DYLAN MARTINEZ

Wien – Die ersten Anzeichen werden oft als Alterserscheinungen interpretiert: Dabei kann es an beginnender Herzinsuffizienz liegen, wenn man beispielsweise die eine oder andere Pause braucht, wenn man Stiegen hoch steigen muss. Bis zu 140.000 Österreicher dürften von der Krankheit betroffen sein, hieß es bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Derzeit leiden europaweit etwa 14 Millionen Menschen unter chronischer Herzinsuffizienz. Das sind bis zu zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Schätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten 15 Jahren mit einer Verdopplung der Erkrankungsfälle zu rechnen ist. "Die nicht ganz einfache Diagnose durch meist unspezifische Symptome, die hohe Dunkelziffer vor allem im Frühstadium, und die mangelnde Therapietreue führen dazu, dass trotz gut wirksamer moderner Medikamente und Therapien zu viele Patienten un- oder unterbehandelt bleiben", sind Experten überzeugt. Viele gehen schlicht von "normalen" Alterserscheinungen aus.

Therapien erfordern Therapietreue

Die Sterberate bei der komplexen und sehr verbreiteten Herzinsuffizienz, im Volksmund meist flapsig "Herzschwäche" genannt, liegt über jener einiger Krebserkrankungen. "Moderne Medikamente können die Lebensqualität deutlich verbessern – die Patienten brauchen allerdings Disziplin und Durchhaltevermögen", schilderte Franz Radl, Vertreter der Selbsthilfe-Organisation "Österreichischer Herzverband" die Problematik. Dabei dürfe man nicht sofort mit einer spürbaren Verbesserung rechnen.

Meist ist eine regelmäßige und konstante Einnahme unbedingt notwendig, auch wenn oft anfangs eine subjektive Verschlechterung des Zustandes zu beobachten ist, sagte er. Bekannte Nebenwirkungen wie ein Sinken des Blutdrucks führen nicht selten dazu, dass Arzneimittel nicht oder nicht konstant nach Verordnung eingesetzt werden. Auch wenn es oft, vor allem am Anfang, ein großes Maß an Motivation braucht, hat sich Sport und Fitnesstraining als durchaus förderlich erwiesen.

Auf den Hausarzt kommt es an

Kardiologe Deddo Mörtl vom Universitätsklinikum St. Pölten mahnte eine bessere Vernetzung von allen an der Betreuung dieser Patienten Beteiligten ein, damit die medizinischen Fortschritte auch "ankommen".

Erste Ansprechpartner bei Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Flüssigkeitsablagerungen, Müdigkeit, Schwindel, häufigem Harnlassen oder Appetitlosigkeit sind oft die Hausärzte, die rasch eine Abklärung durch Kardiologen veranlassen sollten. (APA, 6.10.2016)