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Absurdes muss mit Absurdem bekämpft werden, befinden Studierende an den texanischen Unis: Die Proteste gegen die Waffen am Campus laufen unter dem Motto "Cocks not Glocks".

REUTERS/Jon Herskovitz

Austin/Wien – Absurdes müsse man mit Absurdem bekämpfen, konnte man Ende August auf Schildern vieler Studierender lesen, die gegen das neue "Campus Carry Gesetz" an öffentlichen texanischen Hochschulen demonstrierten. Ihr Protest: "Cocks not Glocks" – statt Waffen tragen sie farbenfrohe Sexspielzeuge an ihren Rucksäcken und halten sie bei einer Versammlung in die Höhe.

Zurzeit bleibt es allerdings dabei: Schusswaffen dürfen auf dem Unigelände getragen werden – allerdings mit der Einschränkung, dass sie verdeckt sein müssen. Auf den texanischen Straßen können Waffen auch ganz offen getragen werden. Nur an privaten Universitäten müssen Schusswaffen draußen bleiben – das von der republikanischen Regierung in Texas verabschiedete Gesetz gilt dort nicht.

Keine Ausnahme

Texas ist keine Ausnahme: In sieben weiteren Bundesstaaten dürfen sich Studierende, Lehrende oder Besucher ebenfalls bewaffnen. In Georgia hat der Gouverneur vor wenigen Monaten sein Veto eingelegt und Campus Carry verhindert.

Nicht nur Studierende äußern ihre Bedenken und ihr Ablehnen in der Öffentlichkeit. Auch mehrere Lehrende kritisierten das neue Klima: Mit einer Zivilklage wollen einige Professoren das Gesetz kippen, andere haben angekündigt, die neuen Regeln zu missachten und Waffen in ihren Kursen zu verbieten. Einige haben eine neue Stelle in einem anderen Bundesstaat angenommen.

Im US-Magazin The Atlantic beschreibt ein Professor, welche drastischen Auswirkungen Campus Carry auf die Lehre haben kann: An der University of Houston habe man den Lehrenden etwa empfohlen, sensible Themen besser aus dem Curriculum zu streichen, damit hitzige Debatten nicht in Schießereien enden. Früher habe er Drohungen von Studenten, die mit schlechten Noten oder dem unterrichteten Stoff unzufrieden waren, leicht abschütteln können, schreibt er. Wenn er daran denke, dass einige im Hörsaal bewaffnet sein können, mache er sich aber durchaus Sorgen.

Aussagen ernst nehmen

Während manche Lehrende schon bekanntgaben, ihre Inhalte abzumildern, wollen sich andere von den neuen Rahmenbedingungen nicht beeinflussen lassen. "In meinem Unterricht gibt es jeden Tag Studierende, die mit dem Inhalt nicht zufrieden sind oder sich unwohl fühlen. Aber Gespräche über Feminismus und Sexismus werde ich nicht einstellen", sagt Dana Cooper, die an der Austin State University Frauengeschichte unterrichtet, dem Time Magazine. Was sie aber tun werde: Genauer hinhören, in welche Richtung sich Debatten entwickeln und verbale und nonverbale Aussagen von Studierenden ernster nehmen als zuvor.

Für die Befürworter von Camous Carry spielen diese Fragen keine große Rolle. In ihren Augen ist das Tragen von Schusswaffen auf dem Campus die einzige Möglichkeit, für Sicherheit zu sorgen. Dass das neue Gesetz in Texas ausgerechnet am 50. Jahrestag der ersten Massenschießerei an einer US-Uni in Kraft tritt – am 1. August 1966 erschoss ein Student der University of Texas in Austin 16 Menschen – bestärkt Befürworter und verärgert die Gegner. (Lara Hagen, 7.10.2016)