Zerstörte Häuser nach Luftangriffen auf Duma, einen von Rebellen gehaltenen Vorort von Damaskus.

Foto: AFP PHOTO / Abd Doumany

Die syrische Armee versucht seit Monaten die Stadt Duma wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.

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Damaskus – Ungeachtet der Einstellung der Syrien-Gespräche zwischen den USA und Russland wollen die Vereinten Nationen weiter eine politische Lösung für das Bürgerkriegsland suchen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura zeigte sich am Montagabend "sehr enttäuscht" über den von den USA erklärten Abbruch der Gespräche.

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"Dessen ungeachtet wird die Uno weiter mit aller Kraft auf eine politische Lösung drängen. Die Vereinten Nationen werden das syrische Volk niemals dem Schicksal eines endlosen Gewaltkonflikts überlassen", sagte de Mistura. Es werde etwa weiter alles versucht, um Hilfslieferungen zu den notleidenden Menschen in Syrien zu bringen.

UN-Hochkommissar vergleicht Aleppo mit Stalingrad

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte warnte Russland davor, den Ostteil Aleppos weiterhin mit Brandbomben anzugreifen. Der Einsatz dieser geächteten Waffen auf dicht bewohnte Gebiete sei besonders besorgniserregend, sagte Seid Raad al-Hussein in Genf. Er zog dabei Parallelen zu den Kämpfen um Stalingrad, Warschau und Dresden im Zweiten Weltkrieg. Außerdem warf er der syrischen Armee und deren Verbündeten vor, besonders schutzbedürftige Einrichtungen wie Krankenhäuser und Wasserwerke anzugreifen. Er sprach in diesem Zusammenhang von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

USA: Geduld mit Russland zu Ende

Die USA hatten am Freitag ihre Gespräche mit Russland über einen Waffenstillstand für beendet erklärt. Die Geduld mit den Russen sei "am Ende", hieß es aus dem Weißen Haus. Das US-Außenministerium warf den russischen Verbänden und syrischen Regierungstruppen vor, zuletzt verstärkt auch zivile Ziele angegriffen zu haben – beispielsweise Krankenhäuser in Aleppo.

Russland beschuldigt USA

Russland bedauerte die Entscheidung, wies jedoch den USA die Schuld am Scheitern der Gespräche zu. Diese hätten sich nicht an Vereinbarungen gehalten, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Zugleich wies Russland Vorwürfe zurück, es bombardiere medizinische Einrichtungen und Schulen.

Kämpfe auf Duma ausgeweitet

Neben Aleppo ist am Montag auch die belagerte Stadt Duma Ziel heftiger Luftangriffe geworden. Am Vormittag seien mindestens zehn Luftangriffe auf den Vorort der Hauptstadt Damaskus geflogen worden, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP. Die Menschen flüchteten in ihre Häuser, Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

Die Armee versucht seit fünf Monaten mithilfe verbündeter Milizen, die von Rebellen kontrollierte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei rückte sie nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bis auf drei Kilometer an Duma heran.

Die Bewohner befürchten nun, dass ihnen ein ähnliches Schicksal bevorsteht wie den Menschen in Aleppo. "Alles ist möglich. Es könnte uns so ergehen wie Ost-Aleppo", sagte der Aktivist Mohammed. Der von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos wird seit Tagen von der syrischen und der russischen Luftwaffe bombardiert.

Duma liegt in der Region Ost-Ghuta im Nordosten von Damaskus und ist eine Hochburg der Rebellengruppe Jaish al-Islam. Seit 2013 wird die Stadt von Regierungstruppen belagert. Im Juni hatte zum ersten Mal seit drei Jahren ein Konvoi mit Hilfsgütern die eingeschlossenen Menschen erreicht. Nach Angaben von Ärzten werden die Vorräte an Medikamenten aber bereits wieder knapp. (APA, AFP, 4.10.2016)