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Die Anleger sind nervös, der Kurs der Deutsche-Bank-Aktien ist im Keller.

Foto: Reuters/Karpukhin

Frankfurt – Der Deutschen Bank sitzt bei den Verhandlungen mit den US-Behörden über das Milliardenbußgeld im Skandal um Immobilienkredite die Zeit im Nacken. Laut Wall Street Journal kommen Vertreter der Bank und der US-Regierung bei ihren Verhandlungen zwar voran. Jedoch sei noch kein Vorschlag ausgereift genug, um hochrangigen Entscheidungsträgern vorgelegt werden zu können, berichtete das Blatt unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen.

Die FAZ meldete am Wochenende, die Konzernspitze werde in den kommenden Tagen zu Verhandlungen in die USA reisen. In Washington solle in Gesprächen mit den Behörden die geforderte Summe von 14 Mrd. Dollar (12,54 Mrd. Euro) heruntergehandelt werden, schrieb das Blatt ohne Angabe von Quellen. Die Deutsche Bank wollte sich zu den Reiseplänen ihres Chefs John Cryan nicht äußern.

Cryan wird aber zur Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank fliegen, die Ende dieser Woche in Washington stattfindet. In gut vier Wochen, am 8. November, wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten, danach wird eine Regierung gebildet, was Verzögerungen und Unsicherheit mit sich bringen könnte. In der Affäre um Tricksereien auf dem US-Immobilienmarkt hatte das US-Justizministerium Mitte September eine Strafe von 14 Mrd. Dollar von dem Geldhaus gefordert, was die Bank in Schwierigkeiten bringen würde.

Angeknackstes Vertrauen

Seitdem kommt die Bank nicht zur Ruhe, das Vertrauen in sie hat nicht zuletzt an den Börsen gelitten. Die Anleger sind nervös, der Kurs der Deutsche-Bank-Aktien ist im Keller. Die Titel brachen am Freitag in der Spitze um neun Prozent auf das Rekordtief von 9,90 Euro ein, weil einige Hedgefonds Gelder bei Deutschlands größtem Geldhaus abgezogen hatten.

Vor knapp einem Jahr hatten die Papiere noch fast 28 Euro gekostet. Für etwas Erleichterung an den Börsen sorgte am Freitagnachmittag eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP, wonach die Bank kurz davor stehe, sich mit dem Justizministerium in Washington auf ein Bußgeld von 5,4 Mrd. Dollar (4,84 Mrd. Euro) zu verständigen. In New York notierte die Aktie am Montag vorbörslich mit 1,8 Prozent leicht im Minus. Die Börse in Frankfurt blieb zum Tag der Deutschen Einheit geschlossen.

Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Emnid-Umfrage gegen Staatshilfen für die Deutsche Bank. 69 Prozent lehnten eine finanzielle Hilfe des Staates ab, berichtet das Magazin Focus. Nur 24 Prozent seien dafür.

Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel griff nun das Geldhaus in ungewöhnlich heftiger Form an und warf ihm Spekulantentum vor. "Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten erklärt", sagte Gabriel. (red, Reuters, 3.10.2016)