Wien – Die steirische Ärztekammer verkündete am Freitag, dass das Pilotprojekt E-Medikation im Bezirk Deutschlandsberg gescheitert sei ("Den Ärzten reicht es"), und kritisierte den Hauptverband. Dieser schiebe es den freiwillig am Projekt teilnehmenden Ärzten in die Schuhe, wenn technisch etwas nicht funktioniere. Seitens des Hauptverbands war bei einer Pressekonferenz am Dienstag die "Steinzeit-EDV" einzelner Ärzte erwähnt worden, woran sich die Ärztekammer augenscheinlich gestoßen hat, die sodann von einem "Rundumschlag" gegen die Ärzte berichtete. Bei dem Termin hatte der für die technische Umsetzung des Projekts zuständige Hauptverband der Sozialversicherungsträger mitgeteilt, dass er für ein bundesweites Rollout so weit sei.

Clemens Auer, Sektionschef im Gesundheitsministerium, sagte auf STANDARD-Anfrage, er sehe das Projekt "nicht als gescheitert". Er forderte "alle Beteiligten dazu auf, das zu deeskalieren". Er stelle sich da vor die Ärzte, sagte Auer dann noch der Austria Presse-Agentur. Die E-Medikation könne erst dann bundesweit eingeführt werden, wenn die niedergelassenen Mediziner mit ihrer Ordinationssoftware problemlos damit arbeiten könnten. Ein Probebetrieb sei dazu da, dass man Probleme bespreche und löse. Bei der E-Medikation wird eine elektronische Liste der Medikamente, die Patienten einnehmen, erstellt, was negative Wechselwirkungen verhindern soll.

Grund sei Finanzierung

Der Hauptverband reagierte am Freitag auf die Nachricht der Ärztekammer, dass das Projekt platze, als sei noch nicht das allerletzte Wort gesprochen. Hauptverbandschefin Ulrike Rabmer-Koller teilte mit, ein Ausstieg wäre "ein unverantwortlicher Schritt in die falsche Richtung". Die Kammer solle konstruktiv mitarbeiten statt zu blockieren. Für Rabmer-Kollers Stellvertreter Volker Schörghofer liegt der Grund "für die Blockade dieses für Patientinnen und Patienten so wichtigen Projektes einzig und allein in der Frage der Finanzierung". Der Kammer zufolge funktioniere die E-Medikation aber noch nicht – wenngleich man sie prinzipiell für sinnvoll halte. Das Projekt sei aber unausgereift und man habe das Vertrauen in den Hauptverband verloren.

Das Projekt war ursprünglich bis Ende September anberaumt gewesen und nun bis Ende November verlängert worden. Als es im Mai dieses Jahres gestartet war, gab es technische Probleme, diese seien beseitigt, hieß es vom Hauptverband. Die Kammer sieht das anders und würde das System am liebsten "zurück in die Fabrik" schicken. Laut Hauptverband waren zuletzt 19 Ärzte dabei. Wie viele nun nicht mehr mitmachen, war noch unklar. (Gudrun Springer, 30.9.2016)