Zwergenkampagne für eine Zwergenpartei: Ritsch bei der Enthüllung eines Plakats für die Wahl 2014

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Bregenz – Der langjährige Vorarlberger SPÖ-Vorsitzende Michael Ritsch (48) hat am Freitag seine Funktion mit sofortiger Wirkung zurückgelegt. Er begründete die Entscheidung mit seinem gesundheitlichen Zustand, die Nachfolge tritt seine bisherige Stellvertreterin Gabi-Sprickler-Falschlunger an. Geplant war die Übergabe erst für einen Parteitag im Frühjahr.

Mit Zwergen in Erinnerung geblieben

Ritsch hatte im November 2007 als größte Zukunftshoffnung der SPÖ seit vielen Jahren den Vorsitz übernommen. Ein politischer Höhenflug gelang ihm jedoch nicht, stattdessen setzte es bei Wahlen viele Ohrfeigen. In Erinnerung bleiben wird Ritsch für seine Zwergenkampagne. Mit den als Wahlwerbefiguren verwendeten Gartenzwergen aus dem Landtagswahlkampf 2014 schaffte es Ritsch sogar ins internationale Rampenlicht, berichtete doch die Internet-Ausgabe der "Washington Post" unter dem Titel: "400 gnomes disappeared in Austria, and it's causing a political scandal". Erfolg brachte ihm die Kampagne keinen.

Obwohl die Wahlkampfstrategie allseits gelobt wurde, stürzte die Vorarlberger SPÖ in die Einstelligkeit ab – am Ende resultierten 8,77 Prozent Stimmenanteil (nach 10,02 Prozent im Jahr 2009).

Starker Start

Dabei hatte für Ritsch alles so gut begonnen. Als ausgebildeter Gendarm heuerte er schon früh bei der Gewerkschaft an, mit nur 22 Jahren wurde er Stadtvertreter in seiner Heimatstadt Bregenz. Fünf Jahre später stieg der mit Alfred Gusenbauer gut befreundete Ritsch in den Bregenzer Stadtrat auf, 2004 wurde er in den Landtag gewählt.

Seine politische Sternstunde aber schlug 2005 bei den Vorarlberger Gemeindevertretungswahlen. Dort unterlag Ritsch bei der Bürgermeisterwahl letztlich nur hauchdünn dem Amtshinhaber Markus Linhart (ÖVP), der heute noch Stadtoberhaupt ist. Dennoch hatten die Vorarlberger Sozialdemokraten nach vielen Jahren endlich wieder einen Top-Kandidaten in ihren Reihen gefunden.

Zu links fürs Ländle

Ritsch entpuppte sich über die Jahre als brillanter Rhetoriker und unerschrockener Kämpfer gegen die vermutete Allmacht der Vorarlberger ÖVP. Der nicht uneitle, aber sehr umgängliche Ritsch beharrte auf seinen Themen, Soziales und Wohnbau standen im Mittelpunkt – und eilte von Misserfolg zu Misserfolg. Manche Beobachter stuften seine Politik als "zu links" ein, um damit in Vorarlberg reüssieren zu können. Andere merkten an, Ritsch sei einfach nur im falschen Bundesland geboren worden – und hätten ihm in anderen Bundesländern (mit größerer SPÖ-Tradition) Riesenerfolg zugetraut. In Vorarlberg jedoch tickten die Uhren anders. Nach der Landtagswahl 2009 wäre Ritsch bereit gewesen, seinen Hut zu nehmen, aber es gab keinen Nachfolger.

Trotz aller politischen Schwierigkeiten ließ Ritsch sich gute Laune und Humor aber nicht verderben. Vielmehr schärfte er seine Positionen und befreite sich von innerparteilichen Zwängen.

Sägen an Faymanns Sessel

So kümmerte er sich nicht um das Wohlbefinden der großen Koalition auf Bundesebene und sagte stattdessen seine Meinung. Letztlich trug er sehr zum Abgang von SPÖ-Chef Werner Faymann bei, mit dem er gar nicht konnte.

Obwohl Ritsch in der Landes-SPÖ in den vergangenen Monaten mehr Gegenwind zu spüren bekam, wollte er den Vorsitz zuletzt nicht abgeben. Besonders der kürzlich von ihm initiierte Untersuchungsausschuss zu den Offshore-Geschäften der Hypo Vorarlberg schien sich als schwere Hypothek zu erweisen – blieben schwerwiegende Ergebnisse doch bisher aus. In das zweite Glied der Politik zwang Ritsch letztlich aber seine Gesundheit. Nach einer schwierigen Bandscheibenoperation fehlt Ritsch zumindest über Monate hinweg die Fitness, die ein Parteichef braucht.

Einwallner rückt im U-Ausschuss nach

Im Hypo-Untersuchungsausschuss beerbt Geschäftsführer Reinhold Einwallner Ritsch als Vorsitzenden. Einen entsprechenden Antrag wird der SPÖ-Landtagsklub am Mittwoch einbringen. Klubobmann will der seit Ende Juli an den Folgen einer Bandscheibenoperation laborierende Politiker bleiben, teilte die SPÖ mit. (APA, 30.9.2016)