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Niemand nimmt einen Putzmann zur Kenntnis, der die Regale eines Supermarkts entlangwieselt. Er gehört sozusagen zum Inventar. Diese Unsichtbarkeit kommt Walts Hobby entgegen. Er sammelt weggeworfene Einkaufszettel. Diese Notizen sind verräterisch. Walt erfährt viel über die Frauen, die er beobachtet. Ob sie einen Job haben, allein leben, gut verdienen. Walt spioniert die Frauen aus. Ist er ein Stalker oder Schlimmeres? Im Laufe des Romans wird Walt immer unheimlicher.

Russell Wangersky verzichtet auf Schockeffekte. Er lässt Walt über sich und sein Leben erzählen. Die Monotonie seines Alltags, seine soziale Isolation und den Thrill, den er erlebt, wenn er seine Opfer beobachtet. Und da ist noch etwas. Walt war einmal verheiratet, und seine Frau Mary ist spurlos verschwunden.

Das Debüt des kanadischen Journalisten ist fesselnd und ein guter Anfang für einen, der sich auf dem heftig beackerten Feld der Psychothriller umtun will. Eines ist sicher: Einkaufszettel werden ab sofort nicht mehr weggeschmissen, wer weiß ... (Ingeborg Sperl/www.krimiblog.at, 4.10.2016)