Das Büroobjekt John F. Kennedy wurde im April an die ersten Mieter übergeben.

Foto: CA Immo

Schräg vis-à-vis soll demnächst das würfelförmige Büroobjekt Cube entstehen.

Visualisierung: CA Immo

Noch im Jahr 2006, als der Hauptbahnhof eröffnet wurde, war die Gegend rundherum eine Wüste. Mittlerweile ist die neue Berliner Verkehrsdrehscheibe von Bürobauten umzingelt. Das liegt vor allem an den zahlreichen Aktivitäten, die die österreichische CA Immo hier seit Jahren entfaltet. Mit der strategisch weitblickenden Übernahme der bundeseigenen Verwertungsgesellschaft ehemaliger Bahnliegenschaften im Jahr 2007 kaufte man damals großflächige Entwicklungsgebiete in zentralen Lagen deutscher Großstädte en gros ein.

So bekam man auch die vormalige "Wüste" beim Berliner Hauptbahnhof, die man nun sukzessive in einen sprudelnden Quell an Einkünften verwandelt: In jüngster Zeit hat die CA Immo hier zwei größere Objekte, das Intercity Hotel und das Büroobjekt Kennedy-Haus, selbst realisiert, zwei weitere Projekte an andere Entwickler veräußert. Im Kennedy-Haus, erst vor wenigen Monaten übergeben, sind unter anderem Airbus, JLL und Expedia eingemietet.

Frank Nickel, neuer (deutscher) Vorstandschef der CA Immo, verfolgt eine klare Strategie: "In Deutschland bauen, anderswo verkaufen." Die 2007 geschaffene Landbank ist da ein Asset, von dem andere Entwickler nur träumen können. Diese vorhandenen Liegenschaften könne man nun mit Renditen von bis zu sieben Prozent entwickeln; aktuell ist der Zukauf guter Liegenschaften in Deutschland nämlich laut Nickel "unmöglich".

Cube als Abschluss des Vorplatzes

Beinahe unmöglich ist es auch, was die CA Immo als "Schlussstein" des Bahnhofsvorplatzes plant: ein würfelförmiges Objekt namens Cube mit einer Seitenlänge von 42 Metern. "Der Bau wird eine Herausforderung", ist sich Nickel sicher. Die Baugenehmigung für das Untergeschoß ist schon da, man reichte den Tiefbau wegen der baulich überaus anspruchsvollen Lage getrennt vom Hochbau ein.

Der Cube kommt direkt auf dem Straßentunnel zu stehen, der unter Spree und Hauptbahnhof verläuft. Daneben gibt es noch den Tunnel der Deutschen Bahn zu beachten, an den das Untergeschoß angebaut wird. Die Planungen der Kopenhagener 3xn-Architekten nahmen zwei Jahre in Anspruch. Damit der Würfel auch tatsächlich ein solcher wird, können auf dem Dach keine Technikaufbauten gemacht werden.

Direkt daneben wird ein Mini-Cube mit acht Meter Seitenlänge errichtet, der die Zufahrt zur Tiefgarage und die Lüftungsanlagen beinhalten wird.

Europacity wächst

Auch nördlich vom Hauptbahnhof gibt es noch viel zu tun. Dort hat die CA Immo auf einem ehemaligen Tankstellenareal 2012 den Tour Total an den Hauptmieter, den französischen Ölkonzern Total, übergeben. Südlich des 69 Meter hohen Turms, der von dem JLL-Büromarktspezialisten Rüdiger Thräne als "Initialzündung" für die Entwicklung der sogenannten Europacity bezeichnet wird, errichtet die CA Immo demnächst für 58 Mio. Euro ein bereits an KMPG voll vermietetes Büroobjekt.

Die denkmalgeschützten Rieck-Hallen in unmittelbarer Nachbarschaft werden um zwei moderne Trakte erweitert. Insgesamt hat die CA Immo in Deutschland noch Grundstücke für Projekte mit rund 800.000 Quadratmeter Nutzfläche, 58 Prozent davon für Büros, 19 Prozent für Wohnungen. Auf 2,1 Mrd. Euro wird das Entwicklungspotenzial geschätzt, 31 Prozent entfallen auf Berlin, 42 Prozent auf Frankfurt, 22 Prozent auf München. (Martin Putschögl aus Berlin, 1.10.2016)