Integration ist das Hauptmotiv der Firmen, wenn es um die Beschäftigung Geflüchteter geht. Sprache, rechtlicher Rahmen und die Vermittlung zueinander werden als Hürden beschrieben.

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Geht es nach der mehrheitlichen Bereitschaft der österreichischen Unternehmer, ist eine Integration anerkannter Flüchtlinge in den österreichischen Arbeitsmarkt möglich. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Deloitte Österreich. So können sich zwei Drittel der Befragten die Anstellung von Menschen mit Fluchthintergrund in ihrem Unternehmen grundsätzlich vorstellen. Im Zeitraum Juli bis August 2016 haben sich 325 Teilnehmer von österreichischen Unternehmen, vorrangig aus dem mittleren und oberen Management, an der Umfrage beteiligt. 43 Prozent planen demnächst anerkannte Flüchtlinge in ihrem Unternehmen anzustellen, 25 Prozent würden dies unter anderen Rahmenbedingungen tun. Und: Nur rund ein Prozent beschäftigen Flüchtlinge bereits heute.

"Ermutigend, aber zu wenig"

Um mehr Unternehmen zu einer Anstellung von Geflüchteten zu bewegen, ist die verbesserte und nachweisbare Qualifizierung dieser Personen essenziell. Ausreichend gute Deutschkenntnisse sind für die Befragten die wichtigste Voraussetzung.

"Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass ein großer Teil der Unternehmer positiv eingestellt ist – aber das alleine reicht nicht", betont Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich. "Die Anstrengungen müssen nun primär auf den Spracherwerb und die Ausbildung von passenden Qualifikationen gelegt werden."

Für 77 Prozent der Teilnehmer liegt der Hauptgrund für eine mögliche Anstellung eines anerkannten Flüchtlings darin, einen Integrationsbeitrag zu leisten. Auch die größere Vielfalt im Unternehmen wird von mehr als der Hälfte der Befragten als positiver Effekt erachtet. Das Auffinden passender Fachkräfte spielt für die meisten Unternehmen in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle.

Oft rechtliche Unklarheiten

Was die Firmen brauchen: Mehr Transparenz in Bezug auf die Qualifikation der Asylberechtigten (58 Prozent), klarere und einfachere rechtliche sowie regulatorische Rahmenbedingungen (53 Prozent) sowie die einfachere Vermittlung von qualifizierten Personen (46 Prozent). "Derzeit gibt es noch viel Unsicherheit, gerade in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Wir brauchen schnelle und einfach zugängliche Beratung für die Unternehmen um Bedenken auszuräumen", appellierte Wentner.

Noch größere Zustimmung, als bei der Umfrage von Deloitte, gibt es bei einer aktuellen Befragung durch EY unter 900 Vertretern mittelständischer Unternehmen: 82 Prozent geben an, dass sie Flüchtlinge beschäftigen wollen – jeder Zweite sogar unabhängig vom Asylstatus.Wie viele tatsächlich Asylwerber oder Berechtigte beschäftigen wurde aber nicht erfasst.

Unzufriedenheit über aktuelle Maßnahmen

"Nachdem wir im Januar bei einer ersten Befragung großes Interesse der Unternehmer feststellen konnten, waren wir gespannt, ob die Bereitschaft abgenommen hat", sagt Helmut Maukner, Country Managin Partner von EY. Das Gegenteil ist der Fall: Die Zustimmung, geflüchtete Menschen zu beschäftigen, stieg sogar an.

Unzufrieden waren die Befragten mit den aktuellen Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt: 69 Prozent erkennen hier Verbesserungspotenzial. 45 Prozent waren außerdem von dem "hohen bürokratischen Aufwand" bei der Einstellung von Flüchtlingen abgeschreckt, 44 Prozent sehen eine unklare Gesetzeslage während laufender Verfahren als Problem. (kbau, lhag, 30.9.2016)