Die in Paris mit der größten Spannung erwartete Show: die des französischen Modehauses Yves Saint Laurent. Designer Hedi Slimane hatte das Unternehmen vor einigen Monaten verlassen, jetzt ist Anthony Vaccarello dran. Der Belgier hatte für Versus Versace jugendliche Sexyness auf den Laufsteg gebracht. Für Yves Saint Laurent, das unter ihm wieder "Yves Saint Laurent" und nicht mehr "Saint Laurent" heißt, setzt er bei den knappen Entwürfen seines Vorgängers an, verzichtet aber auf die jungen, abgerockten Models und damit einen nicht unerheblichen Bestandteil der Saint-Laurent-Identität unter Slimane. Stattdessen auf dem Laufsteg: Freja Beha Erichsen, Anja Rubik, Luca Gajdus, alle immerhin um die 30. Vaccarello durchmischt schwarze, schnitttechnisch an die 80er-Jahre angelehnte, asymmetrisch geschnittenen Kleider mit großzügig gepufften Lederblusen und hochgekrempelten Boyfriend-Jeans – die Mikro-Minis sind erwachsen geworden.

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Auch bei Lanvin wurde die Neue genau beäugt: Nach Elbaz medial breit getretenem Abgang im Herbst letzten Jahres wurde im Frühjahr Bouchra Jarrar als seine Nachfolgerin verkündet. Jarrars Einstand im Hôtel de Ville scheint geglückt: Mit ihren fließenden Entwürfen knüpft sie einerseits an die DNA von Lanvin an und modernisiert gleichzeitig die theatralen Entwürfe ihres Vorgängers. Besondere Hingucker: der weiße Anzug, der die Show eröffnete und die flachen, mit Schmuck besetzten Schlapfen, die sich mit High Heels abwechselten.

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Seit Demna Gvasalia vom französischen Label Vetements die breiten Schultern ausgepackt hat, kommen auch die Kollegen auf den Geschmack: Bei Jil Sander steckten überdimensionierte Polster unter den Blusen und Kleidern, nun betont auch der französische Designer Simon Porte Jacquemus die Horizontale in Schulterhöhe. Mit Spitze besetzte Blusenkrägen liegen auf den Schultern der Models, wagenradgroße Strohhüte zieren ihre Köpfe. Jacquemus tut, was er am besten kann: in den Mittzwanzigern nostalgische Gefühle für die 80er-Jahre wecken.

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Der Belgier Dries Van Noten ist für seinen grünen Daumen bekannt. Diesmal landeten nicht nur Blumendrucke auf seinen Kleidern und auf Mänteln, Van Noten ließ seine Models durch eine Laufsteg-Installation, eine Parade aus Eisblöcken mit eingefrorenen Blüten des Floristen und Blumenkünstlers Azuma Makoto marschieren. Auf dem Laufsteg: chromgelbe, mit Blüten bedruckte, zarte Bomberjacken und Kleider, Elemente viktorianische Trauerkleidung und schwarze Schleier vor den Augen.

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Gute Nachricht für alle Städterinnen: Chloé-Designerin Clare Wright Keller, die in der letzten Saison auf den Spuren der Abenteurerin Anne-France Dautheville, die in den 70er-Jahren Europa und den Nahen Osten mit dem Motorrad durchquerte, wandelte, ist wieder zurück bei den Frauen, die in Chloé durch Einkaufsstraßen flattern wollen. Wright Keller schlägt dafür Overalls aus Spitze, weiße, geknöpfte Kleidchen und blumenbedruckte Volant-Oberteile vor. Dazu kleines Taschen, die sich am goldenen Griff spazieren führen lassen – und in die nicht mehr als ein Smartphone und etwas Kleingeld passt.

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In der letzten Saison zeigte Olivier Rousteing bei Balmain 60 Looks, in diesem Jahr gleich 80. Nachdem das Modehaus im Sommer von der Investmentgesellschaft Mayhoola, der auch Valentino gehört, übernommen wurde, stehen die Zeichen auf Expansion. Olivier Rousteing, der Designer mit dem Händchen für Social Media, kann dabei seiner Handschrift und den Instagram-Musen treu bleiben: der Kardashian in der Front Row, Gigi Hadid auf dem Laufsteg – und den gegürteten Entwürfen für all die Amazonen und Diven, die auf geschlitzt, bodenlang und den großen Auftritt in Schlangenprints stehen. (feld, 29.9.2016)

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