Götz George in seinem letzten Film "Böse Wetter".

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In der Vergangenheit – zumal in einer unrühmlichen – sollte in der Regel besser nicht gewühlt werden. Erst recht, wenn sie tief unten in einem Bergwerksstollen ruht. Das kann das TV-Publikum nun sehr anschaulich verfolgen in dem Drama "Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit", in dem Götz George in seiner letzten TV-Rolle zu sehen ist. Er starb am 19. Juni 2016 im Alter von 77 Jahren.

Der Film läuft am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober, 20.15 Uhr) im Ersten. Das Geschehen spielt an der früheren deutsch-deutschen Grenze im Harz, genauer in Buchenrode. Der Berliner Geophysiker Dr. Leonard Gehra (Matthias Koeberlin) stammt von hier und besucht nun seine Mutter Ilona (Gudrun Landgrebe). In Wahrheit soll er mithelfen, die vor der Schließung stehende Mine von Friedrich Türnitz (Götz George) zu retten. Der poltrige, aber auch opportunistische Mann hält nichts von der Idee seiner Mitarbeiterin Kathrin Renneberg (Catherine Bode), mit Gehras neuem High-Tech-Roboter in stillgelegten Schächten nach Silber zu suchen.

Stimmungsvolle Bilder aus dem Harz

Vor allem will er verhindern, dass irgendjemand in einen seit Jahrzehnten gesperrten Stollen eindringt. Denn genau dort war 1978 zu DDR-Zeiten angeblich sein Vater ums Leben gekommen. Dessen Grab ist mittlerweile eingeebnet, und allmählich merkt Gehra, dass an der damaligen Geschichte so einiges nicht stimmen kann.

Regisseur Johannes Grieser (60, "Am Ende des Tages") zeigt schöne und stimmungsvolle Bilder aus dem Harz. Sein atmosphärisch dichter Film wirkt eher leise im Hintergrund, denn er handelt von alten Wunden der deutschen Teilung, die jetzt wieder aufbrechen – bis hin zur Stasi-Mitarbeit und Republikflucht. Und von persönlichen Verletzungen, Schuldgefühlen, Lebenslügen und einer gewissen Sprachlosigkeit – eine frühere Affäre zwischen Türnitz und Gehras Mutter wird immerhin angedeutet. Ganz vorne an steht jedoch der drohende Verlust eines Lebenswerkes und der rapide Wandel von Heimat.

"Schimanski"-Stil

Götz George, der unter anderem mit seiner Rolle als raubeiniger Ruhrpott-Bulle "Schimanski" TV-Geschichte geschrieben hat, überzeugt in seiner bekannten gehetzt wirkenden und kurzatmigen Art in der eher bescheidenen Rolle als mürrischer Patriarch. Gedreht wurde der Film im Sommer 2015.

Sein Kollege Matthias Koeberlin ("Die Toten vom Bodensee") ist voll des Lobes über den verstorbenen Star, der durchaus als schwieriger Mensch galt: Es sei ihm ein großer Wunsch gewesen, nach vielen Jahren (Zuletzt hatten die beiden 1998 den Film "Schimanski – Rattennest" zusammen gedreht) wieder mit George zu arbeiten. "Er war ein warmherziger, sehr humorvoller und extrem professioneller Kollege und ein Schauspieler, den ich immer sehr bewundert habe", sagte Koeberlin in einem ARD-Interview. "Die Lücke, die er hinterlässt, ist nicht zu füllen. Ein immenser Verlust!"

Gudrun Landgreber: "Besonders intensiv"

Auch Kollegin Gudrun Landgrebe äußert sich dort ähnlich: "Auch meine letzte Arbeit mit Götz George empfand ich als besonders intensiv", sagte sie. "Eine verschwörerische Begegnung ehemaliger Liebender. Es ist für mich noch immer nicht vorstellbar, dass unser damaliger Abschied endgültig ist." Von Beginn an habe sich eine "Dichte des Zusammenspiels ergeben, das durch unseren Regisseur Johannes Grieser sensibel geleitet wurde".

Im Film gibt es am Ende auch einige Abschiede, die allerdings nicht endgültig sind, sondern vielmehr der Beginn von etwas Neuem – passend zum Tag der Deutschen Einheit. (Klaus Braeuer, APA, dpa, 28.9.2016)