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Foto: REUTERS/Eric Vidal

Sofia – Die bulgarische Regierung hat die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Kristalina Georgiewa, für den Posten des UNO-Generalsekretärs nominiert. Das Kabinett zieht die Kandidatur für die amtierende Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa zurück, wie das bulgarische Staatsradio meldete.

Ministerpräsident Bojko Borissow argumentierte die nicht unerwartete Entscheidung mit dem schlechten Abschneiden Bokowas bei der Anhörung am Montag, als sie auf Platz sechs gelandet war. Der konservative Regierungschef hatte bereits in der vergangenen Woche angedeutet, dass ein Wechsel bei der bulgarischen Kandidatur möglich sei, sollte sich Bokowa in der Abstimmungsrunde vor den Vereinten Nationen nicht verbessern.

Am Montag bekam die Bulgarin, die bis dahin führende weibliche Anwärterin war, die Unterstützung von sechs Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats. Sieben Länder votierten gegen sie, und zwei enthielten sich. Kurz vor der Veröffentlichung der Abstimmungsergebnisse am Montag erklärte Bokowa im bulgarischen Fernsehen, das Rennen habe seine Höhen und Tiefen. Sie sei jedoch entschlossen, die Stellung zu halten.

Umstritten, russlandfreundlich

Die Kandidatur Bokowas wurde offiziell von der 2014 gestürzten sozialistischen Regierung in Sofia aufgestellt und anschließend vom Mitte-Rechts-Kabinett Borissow bestätigt, wenn auch ungern. Denn Bokowa gilt nicht nur in Bulgarien wegen ihrer Abstammung aus einer kommunistischen Familie als umstritten und russlandfreundlich. Für die derzeitige Unesco-Generaldirektorin sprach vor allem ihre internationale Erfahrung. Zudem räumte man ihr Chancen ein, da es inoffiziell heißt, der höchste Posten in der Uno solle nun von einer Frau aus Osteuropa übernommen werden.

EU-Kommissarin Georgiewa tauchte in bulgarischen sowie internationalen Medien jedoch immer wieder als potenzielle Ersatzspielerin auf. Am Rande der UN-Vollversammlung in New York kochte die Gerüchteküche, als der bulgarische Außenminister Daniel Mitow offen für Georgiewa warb, während Präsident Rossen Plewneliew in seiner Rede bewusst keinen Namen nannte.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass sich ein Land auch im fortgeschrittenen Auswahlprozess für eine neue Nominierung entscheidet. In diplomatischen Kreisen warnt man allerdings davor, ein solcher Schritt werde sich negativ auf das Image des Landes auswirken.

Am 5. Oktober wird die nächste Wahlrunde stattfinden. Die USA und Russland wollen laut UN-Vertretern schon im Oktober den Nachfolger von Ban Ki-moon wählen, der das Amt zum 1. Jänner 2017 übernimmt. (APA, 28.9.2016)