London – Mediziner aus den USA, Mexiko und Großbritannien haben erstmals mittels speziellen Zellkerntransfers ein Baby mit gleichsam drei genetischen Eltern erzeugt. Das berichtete die britische Zeitschrift "New Scientist" am Dienstag. Demnach erprobte das Team von Forschern eine innovative, aber kontrovers diskutierte Keimbahntherapie bei einem Paar aus Jordanien.

Die Frau hatte bereits mehrere Kinder verloren, weil sie unter einer mitochondrialen Erbkrankheit leidet, die bei Kindern zum sogenannten Leigh-Syndrom führen. Das Team der New Hope Fertility Clinic in New York nutzte ein neues Verfahren, um dem Paar zu einem gesunden Kind zu verhelfen: Die Forscher entnahmen bei diesem sogenannten Spindeltransfer den Zellkern einer Eizelle der Mutter und setzen ihn in eine Eizelle einer anderen Frau ein, deren Zellkern zuvor entfernt worden war. Diese Zelle enthielt aber noch Mitochondrien, die ebenfalls Erbmaterial besitzen. Im Anschluss wurde die Zelle mit dem Samen des Vaters befruchtet.

Bub bereits fünfeinhalb Monate alt

Vor fünfeinhalb Monaten sei schließlich ein gesunder Bub auf die Welt gekommen, berichtet das britische Magazin "New Scientist". Die Behandlung ist in den USA nicht erlaubt, das Team um John Zhang vom New Hope Fertility Center in New York führte die Therapie daher in Mexiko durch, wo es laut Zhang "keine Regeln gibt". Vorgestellt wurde der aktuelle Erfolg in einem kurzen Vorab-Konferenz-Abstract der American Society for Reproductive Medicine (ASRM), mit genauen Informationen halten sich die Mediziner aber noch zurück.

Die ersten Reaktionen von Medizinern schwanken zwischen Hoffnung auf ein Mittel gegen das Leigh-Syndrom und der Klage über Zhangs intransparentes Vorgehen. Aufklärung erhofft sich die Fachwelt von der Konferenz der ASRM in Salt Lake City im Oktober: Erst dann soll der aufsehenerregende Fall im Detail präsentiert werden.

Es ist nicht das erste Baby mit drei genetischen Eltern. Bekannt geworden war zum Beispiel Alana Saarinen, die ebenfalls Gene von ihrem Vater und von zwei Frauen trägt, allerdings wurde damals eine andere Technik verwendet. Dabei wurden die Mitochondrien nachträglich in die befruchtete Eizelle gegeben (Zytoplasmatransfer). Die Technik ist nach Sicherheits- und Ethikbedenken 2002 in den USA verboten worden. (APA, red, 27.9.2016)