Das süßlich duftende Springkraut blüht von Juli bis September.

Foto: Katharina Lapin

Wien – Das Himalaja- oder Drüsige Springkraut, Impatiens glandulifera, könnte mit etwas gutem Willen als Wappenblume erfolgreicher Integration dienen: Ursprünglich aus Ostindien und dem Himalaja stammend, kam es 1839 als Zierpflanze nach England und hat von dort aus einen Siegeszug nach Europa und Nordamerika angetreten. Im Unterschied zu vielen anderen Pflanzen jedoch, die zwar in neuen Gebieten Wurzeln schlagen, aber kaum mit der dort heimischen Tierwelt interagieren, dient das Himalaja-Springkraut mittlerweile zahlreichen Insekten als Nahrungsgrundlage. Nichtsdestoweniger wird seine Entwicklung aufmerksam bis misstrauisch verfolgt.

Die Pflanze, die innerhalb kurzer Zeit bis zu zwei Meter hoch wird, tritt auch in Österreich in großen, oft geschlossenen Beständen auf. Ihre drei bis vier Zentimeter großen purpurroten, rosa oder weißen, mit einem Sporn versehenen Blüten duften süßlich, während die an den Blattstielen sitzenden Drüsen, die für eine Namensvariante verantwortlich sind, eher unangenehm riechen. Die Stängel sind gut daumendick, aber hohl und welken rasch, wenn sie nicht ausreichend Wasser aufnehmen können. Entsprechend besiedelt das Himalaja-Springkraut die Auen- und Uferbereiche größerer Flüsse, ist oft aber auch an Waldrändern und als Begleitung von Waldwegen zu finden, sofern der Boden feucht und nährstoffreich genug ist.

Das indische Springkraut blüht etwa von Juli bis September, wobei eine Pflanze gleichzeitig Knospen, Blüten und reife Früchte tragen kann. Die Blüten werden in erster Linie von Honigbienen und Hummeln bestäubt, für die das Drüsige Springkraut einen reich gedeckten Tisch bereithält: Im Sporn der Blüten lagert reichlich Nektar. Zusätzlich bietet die Pflanze ihren Besuchern einen ebenfalls zuckerhaltigen Pollen.

Samenschleuder

Die Früchte des Himalaja-Springkrauts sind circa 1,5 Zentimeter lange Kapseln, die schon bei geringer Erschütterung – ein vorbeifahrender Lastwagen genügt – ihre kugeligen Samen ausschleudern. Mehr als 1000 Samen kann eine einzige Pflanze produzieren und durch den Schleudermechanismus bis zu sieben Meter weit verstreuen. Diese haben zudem eine hohe Keimfähigkeit: Von 100 ausgestreuten Samen sind bis zu 80 imstande, bei entsprechenden Umweltbedingungen zu einer neuen Pflanze heranzuwachsen. Das ist jedoch nicht der einzige Verbreitungsmechanismus von Impatiens glandulifera. Abgerissene Pflanzenteile, die – etwa bei Hochwassern – ins fließende Wasser fallen und an andere Uferstellen geschwemmt werden, können Wurzeln schlagen und wieder eine vollständige Pflanze bilden.

Dazu kommt ein rasantes Wachstum: Von der Keimung bis zur Blüte braucht das Drüsige Springkraut nur knapp zwölf Wochen. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass sich die Pflanze so erfolgreich ausgebreitet hat. Allerdings ist sie nur einjährig, das heißt, sie stirbt jeden Winter ab und ist auch sonst starken Schwankungen durch die Witterung unterworfen: Spät im Jahr auftretender Fröste, wie sie heuer der Fall waren, können ihr Auftreten massiv reduzieren.

Katharina Lapin vom Institut für Botanik der Wiener Universität für Bodenkultur sieht die Gefahr, die das Himalaja-Springkraut für die heimische Vegetation darstellt, relativ gelassen: "Impatiens glandulifera siedelt sich vor allem in Lebensräumen an, die bereits gestört sind, wie begradigte Flüsse, an denen es nicht mehr zu jährlichem Hochwasser kommt." Ihre Untersuchungen im Zuge der Renaturierung des niederösterreichischen Flusses Traisen lassen sie zu dem Schluss kommen: "An einem ungestörten Flusslauf hat das Springkraut keine Chance." Allerdings gilt auch: "Wenn es sich einmal etabliert hat, kriegt man es nicht mehr weg. Wir leben in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft und werden mit dem Himalaja-Springkraut auskommen müssen."

Abhilfe schafft am besten die Wiederherstellung natürlicher Flussläufe. Wo das nicht möglich ist, kann man das eingeführte Springkraut mit regelmäßiger Mahd und durch die Pflanzung von Weiden, die ihm das Licht nehmen, in Zaum halten. Dazu muss allerdings auch der Boden abgetragen werden, denn er ist gewöhnlich voller Samen des Zuzüglers. Unterm Strich lässt sich sagen, dass das Himalaja-Springkraut manchen heimischen Pflanzen vorübergehend das Leben schwerer macht, sie aber auf Dauer nicht verdrängen kann.

Außerdem ist es recht gut integriert: Nicht nur lieben Honigbienen und Hummeln seinen Nektar und Pollen, es wird inzwischen auch von Blattläusen und anderen Insekten gerne gefressen. Apropos: Seine Samen haben einen nussigen Geschmack und sind auch für uns Menschen essbar. "Es gibt Kollegen, die Pesto daraus machen", sagt Lapin.

Doch nicht alle teilen die Ansicht der Botanik, dass das Himalaja-Springkraut in der heimischen Flora und Fauna gut integriert sei. So schlug Innenminister Wolfgang Sobotka (VP) kürzlich im Nachrichtenmagazin "Profil" vor, Flüchtlinge könnten sich in Österreich in der Bekämpfung des Springkrauts und anderer Neophyten betätigen, denn diese seien "nicht einheimische Pflanzen, die durch ihren Nährstoffbedarf alles andere vernichten". (Susanne Strnadl, 1.10.2016)