Wien – Die Unvernunft der Realität ist nicht zu überbieten, das zeigt Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur gerade wieder. Doch auch früher gab es bereits schwindelmachende Geschichten, die man kaum erfinden konnte. Jene von Efraim Diveroli und David Packouz beispielsweise, denen es Anfang der 2000er-Jahre gelang, mit ihrer Minifirma AEY Inc. ins internationale Waffengeschäft einzusteigen. Die beiden Jungs waren damals knapp über 20 Jahre alt. Der Höhepunkt ihrer kriminellen Abwicklungen bestand darin, dem Pentagon 42 Jahre alte Munition aus China zu verkaufen, die sie im Ausland eigens umpacken ließen, um auf diese Weise das Waffenembargo gegenüber dem kommunistischen Regime zu umgehen.

Jonah Hill (rechts) und Miles Teller legen in der Komödie "War Dogs" mit ihrem Geschäftsmodell eine steile Karriere hin und wickeln dabei sogar das Pentagon um den Finger.
Foto: Warner

"War Dogs" heißt der Film, der mit allen Freiheiten einer Hollywoodproduktion auf dieser Betrugsgeschichte basiert, die einiges über das Versagen von Kontrollinstanzen aussagt. Todd Phillips, Regisseur der "Hangover"-Reihe, hat sie mit Jonah Hill und Miles Teller in Hauptrollen als Husarenstück zweier junger Männer inszeniert, die auf der Überholspur zu Geld kommen wollen.

Packouz (Teller) ist der Zögerliche der beiden, ein Masseur in Florida, dem es an lukrativen Ideen mangelt, bis ihm Diveroli, ein Freund aus Kindertagen, wiederbegegnet. Jonah Hill spielt diesen Schmalspurgauner, der als Kind einmal zu oft Al Pacino in "Scarface" gesehen hat, mit sichtbarer Freude. Er vereint den Durchblick eines Investors mit der Energie eines Kleinkriminellen. Die Bedingungen unter Präsident Bush sind gut, um im Waffengeschäft die Brösel aufzusammeln – Kleinkalibriges, das die anderen übersehen, weil sie nur auf die großen Summen schielen.

Immer den Bestpreis

Das Business floriert, weil die beiden ohne Angestellte stets den Bestpreis bieten können. Die fehlende Organisationsstruktur ihres Unternehmens machen sie durch Abenteuergeist und Einsatz wett. In einer erfundenen Szene, die an David O. Russells "Three Kings" Maß nimmt, reisen sie mit dem Laster in den Irak ein, um ihre Berettas an den US-General zu bringen.

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"War Dogs" reiht sich zumindest oberflächlich in jene Reihe jüngerer Filme ein, die Kapitalismuskritik mit der Verve einer überdrehten Satire betreiben. Doch von der rauschhaften Raserei in "The Wolf of Wall Street" ist Todd Phillips' Film genauso weit entfernt wie von der analytischen Schärfe der Finanzkrisenkomödie "The Big Short". Das Drehbuch (und damit die komische Ausrichtung) bleibt zu eng auf den Underdogstatus der Helden gemünzt. "War Dogs" vergnügt sich über zwei Bluffer, die sich mit drogengeweiteten Pupillen durch ein Milieu bewegen, das eigentlich skrupellosen Geschäftsleuten vorbehalten ist.

Der Widerspruch zwischen der Naivität der Jungdealer und der Verwerflichkeit des Unterfangens gerät dem Film jedoch zum Strick. Die anvisierte Kurve von der Komödie zur halbherzigen Moritat ist zu steil. Ein Subplot um Packouz' durch Unehrlichkeit bedrohtes Ehe- und Familienglück wirkt aufgesetzt. Phillips schleppt sich mit wachsender Mühsal, aber ohne besondere Einsichten durch das episodische Geschehen und verliert auf dem Weg auch den komischen Nachdruck. (Dominik Kamalzadeh, 28.9.2016)