Die Auftaktveranstaltung der Ringvorlesung "Eine von fünf: Gewaltschutz für Frauen in allen Lebenslagen" findet am 24. 11. 2016 in der Volksanwaltschaft Wien in der Singerstraße 17 statt.

Foto: VolksanwaltschaftMedUni Wien

"Flucht und Menschenhandel" ist dieses Jahr eines der Schwerpunktthemen der Ringvorlesung "Eine von fünf – Gewaltschutz für Frauen in allen Lebenslagen". Die interdisziplinäre Lehrveranstaltung, die auch allen interessierten Nichtstudierenden offensteht, findet bereits zum 7. Mal im Rahmen der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" statt. "Gewalt ist für Frauen weltweit nach wie vor eines der höchsten Gesundheitsrisiken", so die Gerichtsmedizinerin Andrea Berzlanovich, die die Einführungsveranstaltung am 25. 11. 2016 gestalten wird. "In Österreich werden jährlich bis zu 300.000 Frauen vom Partner oder Expartner misshandelt."

Obwohl es seit 2013 einen standardisierten Verletzungsdokumentationsbogen für Polizei und Spitäler gibt, werde dieser viel zu selten verwendet. "Es ist heute leider immer noch vom Zufall abhängig, ob Gewaltopfer adäquat behandelt werden", erklärt Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF). Für Frauen, die nicht oder noch nicht ausreichend Deutsch können oder gerade erst in Österreich angekommen sind, sei die Situation natürlich noch schwieriger. Deshalb gibt es die Frauen-Helpline gegen Gewalt 0800/222 555, die österreichweit rund um die Uhr kostenlose Beratung und Unterstützung anbietet, jetzt zu bestimmten Zeiten auch auf Arabisch und Persisch (Farsi und Dari), Russisch und Türkisch.

Gewalt an Flüchtlingsfrauen und deren Kindern

Um gemeinsam gegen Gewalt an Flüchtlingsfrauen und deren Kindern vorzugehen, wurde bereits im Juni 2016 ein Round Table abgehalten, bei dem VertreterInnen von Flüchtlingseinrichtungen, MigrantInnenorganisationen und Opferschutzeinrichtungen teilgenommen haben. Dabei wurde erfasst, welche Erfahrungen Flüchtlingsorganisationen mit häuslicher Gewalt gemacht haben, wie sie am besten erkannt wird und wie der Umgang mit den Tätern ist. Darauf aufbauend wird es am 14. Oktober einen nächsten Round Table im Wiener Amtshaus geben, der sich vor allem auch an die Polizei, die Männerberatungsstellen und VertreterInnen des Amts für Kinder- und Jugendhilfe wendet.

Prävention österreichweit wünschenswert

"Empfehlenswert wäre es, diesen koordinierten Austausch österreichweit führen zu können, weil es generell viele regionale Unterschiede gibt", sagt Rösslhumer. Dafür fehlten dem Verein AÖF aber derzeit die finanziellen Ressourcen. Das ist auch der Grund dafür, warum es die Ringvorlesung derzeit nur in Wien und nicht in allen Bundesländern gibt. "Wir sind bereits in Kontakt mit den Universitäten Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz", unterstreicht Rösslhumer. "Die Präventionsarbeit ist entscheidend wichtig und soll ausgebaut werden."

Erstmals ist 2016 auch die Volksanwaltschaft als Kooperationspartnerin dabei. Deswegen findet die Auftaktveranstaltung von "Eine von fünf: Gewaltschutz für Frauen in allen Lebenslagen" am 24. 11. 2016 auch in der Volksanwaltschaft Wien in der Singerstraße 17, statt. Die weiteren Veranstaltungen gibt es im Department für Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Wien: Am 1. 12. 2016 geht es um "besonders gefährdete Frauen", am 2. 12. um "Ältere und Pflegebedürftige", am 5. 12. um "Flucht und Menschenhandel", am 6. 12. um Gewalt "in den eigenen vier Wänden", am 7. 12. um "Strafvollzug und Frauenschutz" und am 12. 12. um die "medizinische Versorgung". (Tanja Paar, 27.9.2016)