Schrauben drehen, Bleche klopfen und Teile lackieren: So einfach sind die Jobs auch in der Automobilbranche schon lange nicht mehr.

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Graz/Wien – "Wenn von tausenden neuen Arbeitsplätzen die Rede ist, kann ein Tag nicht schöner beginnen." Was die steirische Landesrätin Doris Kampus (SPÖ) bei einem Pressegespräch in Graz in derartige Hochstimmung versetzt, ist eine Art Zwischenbilanz in Sachen Gestaltung des Strukturwandels in der steirischen Automobilindustrie. Die Vorbereitungen für die Aufnahme von 3000 Arbeitskräften bei Magna Steyr, um den neuen BMW-Produktionsauftrag und einige andere geplante Fertigungen zu bewältigen, sind in vollem Gange: Die erste Phase mit der Ausbildung von 212 Metallfacharbeitern ist abgeschlossen. In den Genuss der Ausbildung kamen Arbeitslose.

Für die Region ist der im Jahr 2015 angestoßene Prozess, der bis 2018 laufen soll, eine Notwendigkeit. Denn Graz hat in Österreich nach Wien mit mehr als zwölf Prozent die zweithöchste Arbeitslosenquote. Dennoch fehlen Fachkräfte. "Wir haben traditionell einen Technikermangel. So ein Großauftrag bei Magna fällt zusätzlich ins Gewicht", sagt Wolfgang Vlasaty, Geschäftsführer des steirischen Autoclusters ACstyria auf STANDARD-Anfrage.

In der Branche ist die Zuversicht groß, dass auch die Zulieferer vom Magna-Großprojekt, das wie berichtet Anfang 2017 anlaufen soll, profitieren. Gleichzeitig gebe es durchaus Sorgen, dass Mitarbeiter abgeworben werden. "Die Sogwirkung eines Leitbetriebs wie Magna kann man nicht wegdiskutieren", sagt Vlasaty. Ein Grund, warum es Beschäftigte zu Magna ziehen könnte, sei das Gehaltsgefälle. "Ein OEM wie Magna zahlt mehr, als ein Zulieferer zahlen kann. Das ist attraktiv."

Schlüsselarbeitskräfte

Die 212 Metallfacharbeiter wurden zu Kfz- und Karosserietechniker, Karosseriebauer und Mechatroniker ausgebildet. Letztere werden klassischerweise für die Instandhaltung der Anlagen zuständig sein. Die sonst vier Jahre dauernde Ausbildung haben einige von ihnen in 18 Monaten durchlaufen. "Mit der Smart Production werden sie zu Schlüsselarbeitskräften", sagt Vlasaty. In einer zweiten Phase sollen 1100 Personen rekrutiert und auch zu höherqualifizierten Hilfskräften ausgebildet werden.

Für den Kraftakt "Regionale Implacement Stiftung Automotive" fließt auch einiges an Geld. Insgesamt kommt die Stiftung auf 15,58 Millionen Euro. Neun Millionen kommen vom Arbeitsmarktservice. Die Stiftung ist damit laut AMS "die größte seit Menschengedenken". Der Rest kommt vom Land Steiermark und den beteiligten Betrieben, allen voran Magna mit rund 3,7 Millionen.

Knapp 400 solcher Stiftungen werden vom AMS österreichweit gefördert. Arbeitsuchende können zumindest darauf vertrauen, nach Abschluss der Ausbildung in ein Beschäftigungsverhältnis zu kommen. Die Erfolgsquote liegt laut AMS bei 70 Prozent. Der bei Magna Steyr in Graz-Thondorf für Personalfragen zuständige Hansjörg Tutner hält den Abschluss der Ausbildung aber durchaus für eine Jobgarantie.

Für Cluster-Chef Vlasaty geht die Ausbildungsoffensive jedenfalls in die richtige Richtung. Was allenfalls noch problematisch werden könnte: "Den Leuten fehlt die Praxis. Da wird es wohl noch Anlaufschwierigkeiten geben." (Regina Bruckner, 26.9.2016)