Hochoffizieller Empfang der österreichischen Nationalratspräsident Bures in der Knesset.

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Ein roter Teppich und ein kleines Ehrenspalier der Knesset-Garde erwarteten Doris Bures am Montagvormittag vor dem israelischen Parlament in Jerusalem, und auch der Knesset-Vorsitzende Juli Edelstein kam ihr ins Freie entgegen – es konnte also kein Zweifel daran bestehen, dass die österreichische Nationalratspräsidentin hochoffiziell empfangen wurde.

Über die Frage, inwieweit die Israel-Besuche der FPÖ-Spitzen Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer offiziell gewesen seien, hatte es in Österreich ja Debatten gegeben. Edelstein, der dem konservativen Likud angehört, war 2014 in Wien gewesen – beide Seiten hoben jetzt hervor, dass der Gegenbesuch von Bures 60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Ländern markieren sollte.

Österreichische Wahl kein Thema

Bures traf am Montag auch mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten und früheren Verteidigungsminister Amir Peretz zusammen, der die israelisch-österreichische parlamentarische Freundschaftsgruppe leitet. Sie sei keineswegs über die Turbulenzen rund um die Bundespräsidentenwahl befragt worden, versicherte Bures gegenüber dem STANDARD, "sondern wir haben uns darüber unterhalten, wie wir die Situation in der EU einschätzen mit den Flüchtlingsbewegungen – und die ganz spezielle Situation hier in Israel und in dieser Region".

Hofers Besuch und die Frage, ob Israel die FPÖ weiterhin boykottieren werde, seien nicht angesprochen worden: "Wir haben uns über Zukunftsthemen unterhalten und nicht über vergangene Besuche – mit wem das offizielle Israel Kontakt hält, obliegt ihm selbst." Ein weiteres Thema sei gewesen, "wie wir die Erinnerungen an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte, nämlich den Nationalsozialismus, wachhalten können, und ich habe auch nochmals das Bekenntnis abgelegt, dass Österreich sich seiner historischen Verantwortung bewusst ist".

Israel besorgt

Auf die Frage des STANDARD, ob Israel nicht doch Kontakt mit der FPÖ werde haben müssen, wenn Hofer Bundespräsident werde, antwortete Edelstein ausweichend: "Es ist kein Geheimnis, dass Israel besorgt ist über radikale Politiker der extremen Rechten oder der extremen Linken, die in europäischen Ländern an die Macht kommen oder sich der Macht nähern. Ich hoffe, dass das österreichische Volk und die österreichische Führung die richtigen Entscheidungen treffen werden."

Bures hat am Montag auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht und schließt am Dienstag ihre fünftägige Israel-Reise ab. (Ben Segenreich aus Jerusalem, 26.9.2016)