In der Vorsaison war Hasenhüttl (links) noch für Ingolstadt tätig. Stöger war, ist und bleibt Kölner.

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Wien/Köln – Peter Stöger lehnt es ab, Öl ins Feuer zu gießen, zumal dieses Öl leicht ranzig ist. Als Trainer des 1. FC Köln verkörpert der 50-jährige Wiener die Tradition, am Sonntag begrüßt er Ralph Hasenhüttl, der 49-jährige Grazer zählt zum Kommerz, betreut RasenBallsport Leipzig. In der deutschen Fußballbundesliga wird das Spielchen Woche für Woche praktiziert, nun ist eben Kultklub Köln mit dem Geißbock Hennes als Maskottchen an der Reihe. Er soll es den neureichen Leipzigern mit ihrem Getränkehersteller Dietrich Mateschitz im Hinter- oder auch Vordergrund zeigen.

Die Fans werden protestieren, allerdings nicht boykottieren. Stöger glaubt, "dass sich das irgendwann aufhört. Leipzig erfüllt die Kriterien, darf zu Recht an der Bundesliga teilnehmen. Schluss und aus. Meine Aufgabe ist es, die eigene Mannschaft so vorzubereiten, dass sie besteht. Egal, ob einer fünf Euro oder 15 Millionen hat."

Auch Glück dabei

Köln ist furios gestartet, drei Siege, ein Remis, zuletzt 3:1 bei Schalke – Platz zwei hinter den Bayern. Stöger sagt dem STANDARD: "Ein bisserl Glück war auch dabei. Gerade wenn man Erfolg hat, soll man sachlich bleiben." Leipzig ist ungeschlagener Sechster (zwei Siege, zwei Remis), die Leistungen überraschen Stöger nicht im Geringsten. "Kein typischer Aufsteiger. Es war klar, dass die sofort eine Rolle spielen, die haben eben andere Möglichkeiten, früher oder später werden sie vielleicht sogar den Bayern gefährlich. Das unterscheidet sie von uns." Köln investierte auf dem Transfermarkt fünf Millionen, Leipzig ungefähr 50. "Darüber soll man sich nicht beschweren. Das ist nicht mein Zugang zum Fußball."

Köln und Stöger, das passt seit Sommer 2013 zusammen, hat mit Karneval nichts zu tun. Der Vertrag wurde bis 2020 verlängert. "Das Trainerleben hier ist anstrengend, aber wunderschön. Ich muss mich nicht verbiegen, bin der geblieben, der ich immer war." Natürlich könne man von der Europa League träumen. "Aber nicht nach vier Runden." Im Gegensatz zu anderen Traditionsvereinen wie Bremen, Hamburg oder Schalke wirkt Köln absolut stabil und entspannt. "Ich würde nicht sagen, dass die Ruhe mein Verdienst ist. Dafür ist ein Team zuständig. Aber es gelingt uns hervorragend, Problemchen zu lösen und uns weiterzuentwickeln. Warum es bei den anderen Schwierigkeiten gibt, weiß ich nicht. Ich zerbreche mir lieber den eigenen Kopf."

Am Sonntag ist also Leipzig der Gegner. Zu Hasenhüttl, seinem ehemaligen Mitspieler bei der Austria, pflegt Stöger keine spezielle Beziehung. "Man respektiert einander." Die Kölner haben sich etwas Lustiges einfallen lassen, sie werden mit dem Logo der neuen Energydrink-Marke ihres Trikotsponsors auf der Brust auflaufen. Stöger sagt: "Was auf dem Feld passiert, zählt." (Christian Hackl, 24.9.2016)