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John F. Kennedy gegen Richard Nixon

Foto: AP

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Bill Clinton gegen George Bush

Reuters / Mark Cardwell,

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George W. Bush gegen Al Gore

Reuters / Jeff Mitchell

Erst am Montag treffen Hillary Clinton und Donald Trump in Hempstead in der Nähe New Yorks bei der ersten von drei Fernsehdiskussionen aufeinander. Doch an Superlativen mangelt es schon im Vorfeld nicht. "Das wird größer als die Mondlandung, größer als die Olympischen Spiele, größer als die letzte königliche Hochzeit", orakelt Paul Begala, ein Ex-Berater des Präsidenten Bill Clinton. Eine typische Stimme im Chor.

Nüchtern betrachtet, werden amerikanische Präsidentschaftsdebatten öfter verloren, als dass sie gewonnen werden. Meist enden sie damit, dass einer der beiden Kontrahenten einen schlechteren Eindruck hinterlässt als der andere, dass er oder sie über einen Fauxpas stolpert oder auch nur etwas tut, was man in gleißendem Scheinwerferlicht besser nicht tun sollte. Ein Blick in die Geschichte lehrt, was alles schiefgehen kann. Angefangen bei der Premiere, mit der sich etwas verbindet, was als Nixon-Syndrom in die Chronik einging.

Nixon vs. JFK

Auf den Tag genau 56 Jahre vor dem Duell Clintons gegen Trump stellten sich Richard Nixon und John F. Kennedy in ein karges Studio, vor eine grau gestrichene Wand, ohne dass – wie heute üblich – hunderte Zuschauer vor ihnen saßen. Das Medium Fernsehen war noch jung, und Nixon, der damalige Vizepräsident, sollte sträflich unterschätzen, dass auf einer Fernsehbühne andere Gesetze gelten als bei einer Radioübertragung. Wegen eines geschwollenen Knies war er zwei Wochen in einem Krankenhaus gelegen, weshalb er nach der Entlassung von Termin zu Termin hetzte, um verlorene Zeit aufzuholen. Was wiederum dazu führte, dass er ziemlich erschöpft zur Debatte erschien. Er trug einen hellgrauen Anzug, der sich kaum abhob vom Studiohintergrund. Obendrein hatte er sich ein Puder ins Gesicht schmieren lassen, um Bartstoppeln und Blässe zu überdecken. Als er in der Hitze der Scheinwerfer zu schwitzen begann, wirkte es, als wäre er einbalsamiert.

Nixon, schrieb der Journalist David Halberstam, habe den Eindruck eines Mannes gemacht, der an einem Begräbnis teilnehmen müsse, "womöglich an seinem eigenen". Kennedy dagegen, ausgeruht und ausdauernd lächelnd, ließ an einen Athleten denken, "der gekommen war, um sich einen Lorbeerkranz abzuholen". Zuhörer, die den Wortstreit am Radio verfolgten, sahen mehrheitlich Nixon als Sieger. Für die Mehrheit der Fernsehzuschauer dagegen war Kennedy der eindeutige Gewinner.

Blick auf die Uhr

Jedenfalls hat die Premiere des Jahres 1960 eine Tradition begründet, die in den USA als unverzichtbarer Härtetest gilt. 1976 leistete sich Gerald Ford im Duell mit seinem Herausforderer Jimmy Carter einen groben Schnitzer, als er behauptete, Osteuropa werde nicht von der Sowjetunion dominiert. George Bush der Ältere wurde 1992 von der Kamera dabei ertappt, wie er während der Debatte mit Bill Clinton einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr warf, ein paar Minuten vor Schluss das Ende herbeisehnend.

Al Gore verwies George W. Bush 2000 zwar klar in die Schranken, inhaltlich beschlagener und reaktionsschneller. Allerdings beging er den Fehler, genervt zu seufzen, sobald der Gouverneur aus Texas etwas sagte, was er, Gore, für unsinnig hielt. Bush ließ es mit einer Mischung aus Leutseligkeit und Hemdsärmeligkeit Sympathiepunkte beim Publikum sammeln.

Am Freitag hat inzwischen in einigen US-Staaten bereits die Präsidenten- und Kongresswahl begonnen. In 38 Bundesstaaten ist eine Stimmabgabe vor dem Wahltermin zulässig. (Frank Herrmann aus New York, 25.9.2016)