Die Partei, bei der die Alarmglocken weitaus am häufigsten schrillen, ist die FPÖ.

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Die CDU bekommt bei den Wahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ein paar heftige Hiebe aufs Dach. In der Leopoldstadt in Wien erwischt es die SPÖ; sie verliert mehr als zehn Prozent ihrer Stimmen. Das sind nur zwei von zahllosen politischen Standardsituationen, bei denen in einer Partei die "Alarmglocken" läuten oder, in besonderen Härtefällen, sogar schrillen sollten.

Natürlich gibt es weder in der CDU- noch in der SPÖ-Zentrale reale "Alarmglocken" aus eitel Bronze, welche nach schmerzlichen Wahlverlusten betätigt würden – die Glocken sind klar metaphorisch gemeint. Im "Alarm" steckt aber durchaus Handfestes: Er ist, so verrät Kluges Etymologenbibel, aus dem italienischen "allarma", einer Zusammenrückung aus "all'" und "arme", "zu den Waffen" entlehnt worden und hat somit einen martialischen Unterton.

Als Hauptwort, das dem ihn auslösenden Objekt nachgestellt wird, hat der Alarm in den vergangenen Jahren eine spektakuläre sprachliche Breitenwirkung entfaltet. In Gegenwart geistloser Gesprächspartner, bei der Lektüre öder Bücher oder beim Beschau uninspirierter Filme wird gern Fadgasalarm gegeben.

Ein Dauerbrenner in Society-Postillen ist der Nippelalarm. Er ertönt, wenn einem Hollywood- Starlet ein "Busenblitzer" widerfährt. Bei Castingshows oder im "Big Brother"- Container droht der Zickenalarm. Ebenfalls gesichtet: Pummelalarm (bei starker Gewichtszunahme), Toralarm (im Strafraum) sowie den Bieber-Alarm ("Bieber-Alarm am Münchner Oktoberfest!", titelte die "Krone" kürzlich).

Die Partei, bei der die Alarmglocken weitaus am häufigsten schrillen, ist die FPÖ. Es gibt keinen Tag, an dem sich Strache, Kickl und Konsorten nicht in alarmistischer Stimmung befänden und konstant Ausländeralarm, EU-Alarm, Wahlbetrugsalarm, Sozialbetrugsalarm oder Türkenbelagerungsalarm gäben. Der Eindruck, dass dies mehr mit einer hysterischen Disposition der blauen Alarmschläger als mit der Realität zu tun haben könnte, verdichtet sich. Es wäre an der Zeit, öfter den Alarmglockenalarm ertönen zu lassen. (Christoph Winder, 25.9.2016)