Wien – Die OMV hat sich von den politischen Reibereien nicht beeindrucken lassen und verkauft 49 Prozent ihres Gasnetzes an ein Konsortium rund um eine Allianz-Tochter. Seit Monaten kommt aus der SPÖ scharfe Kritik an dem Plan, mit dem die OMV ihre wegen der niedrigen Ölpreise schwache Finanzausstattung aufbessern will.

Es geht um einen Minderheitsanteil an der Gas Connect Austria (GCA), für den ein Konsortium aus dem italienischen Gasnetzbetreiber SNAM und der deutschen Allianz Capital Partners 601 Millionen Euro zahlt. Darüber hinaus ist die OMV berechtigt, die komplette Dividendenzahlung der Gas Connect für das Geschäftsjahr 2015 in Höhe von 80 Millionen Euro einzubehalten. Die Transaktion erfolgt rückwirkend per 1. Jänner, gab die OMV Donnerstagabend bekannt.

Kein Zuschlag für australisch-slowakisches Konsortium

Auch einem Konsortium des australischen Fonds Macquarie mit der slowakischen EU Stream (hinter der die private tschechische Energiegesellschaft EPH steht) waren zuletzt gute Chancen eingeräumt worden, den Zuschlag für die Gas Connect zu bekommen.

Die SNAM handelt nicht mit Gas, sondern ist ein reiner Netzbetreiber (TSO, Transmission System Operator) und hat in Italien einen Marktanteil von 30 Prozent, bei Gasspeichern sogar 90 Prozent. In Österreich ist die SNAM mit 84,47 Prozent Mehrheitseigentümer der Trans Austria Gasleitung GmbH, 15,53 Prozent gehören der Gas Connect Austria. Die TAG ist für die Erdgas-Versorgung Österreichs, Italiens, Sloweniens und Kroatiens eine der wichtigsten Transportleitungen. Allianz Capital Partners wiederum ist der konzerneigene Investmentmanager der Allianz-Versicherungsgruppe für alternative Anlageformen und verwaltet ein Vermögen von rund 16 Milliarden Euro.

Die Gas Connect Austria betreibt ein mehr als 900 Kilometer langes Erdgas-Hochdruckleitungsnetz in Österreich und beschäftigt rund 260 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist für die Vermarktung und Bereitstellung von Transportkapazitäten an den Grenzübergangspunkten und für die im Inland benötigten Transportkapazitäten für Erdgas zuständig. Die Absatzmenge beläuft sich auf 152 Milliarden Kubikmeter pro Jahr – in Österreich werden rund 7,9 Milliarden Kubikmeter verbraucht.

Über die großen Transitleitungen WAG (West-Austria-Gasleitung), SOL (Süd-Ost-Leitung), HAG (Hungaria-Austria-Gasleitung) und PW (Penta-West-Gasleitung) werden aber auch Deutschland, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn mitversorgt.

SPÖ-Widerstand bis zuletzt

Der SPÖ-Widerstand gegen die Pläne des OMV-Chefs Rainer Seele hielten bis zuletzt an. Klubobmann Andreas Schieder verlangte, dass der Verkauf der Gas Connect ans Ausland "mit aller Kraft verhindert werden muss". AK-Präsident Rudolf Kaske warnte gar vor einer Gefährdung der Gasversorgung in Österreich. Auch ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer meldete sich wiederholt zu Wort und sprach sich gegen den Teilverkauf der Gas Connect an einen ausländischen Eigentümer aus. Für den Fall des Verkaufs eines Minderheitsanteils forderte Ederer sowie zuvor schon SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter die Verstaatlichung der verbliebenen 51 Prozent.

Seele hingegen versuchte, die Bedeutung der Transaktion kleinzureden. Die GCA bleibe auch nach dem Verkauf von 49 Prozent ein wichtiges Asset, "die OMV bleibt am Steuer und behält die Kontrolle", sagte der Manager kürzlich. Es bleibe bei der Vollkonsolidierung in der Bilanz, bei den Mitarbeitern oder beim Investitionsverhalten werde es keine Veränderungen geben. Argumentiert wurde zudem, dass das Gasgeschäft faktisch vom Regulator bestimmt werde. (red, APA, 22.8.2016)