Telekom-Chef Alejandro Plater kann die Angst der Österreicher um "ihre" A1 nicht nur aus sprachlichen Gründen nicht verstehen.

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Wien – Das Einvernehmen zwischen den Hauptaktionären der Telekom Austria wird brüchig. Nun erfasst der Streit um die Zukunft der von América Móvil mit 51 Prozent kontrollierten TA Aufsichtsrat und Eigentümer. Anlass ist der bereits im Sommer von Amov angekündigte Umbau der TA zu einem Konzern. Zankapfel ist das in der Tochter A1 Telekom Austria AG gebündelte Österreich-Geschäft, also Mobilfunk (A1) und Festnetz, das Herzstück der in elf südosteuropäischen Ländern aktiven börsennotierten Telekom Austria AG.

Geht es nach dem Willen des Hauptaktionärs, könnte die wieder zur Hauptergebnisbringerin erstarkte A1 von einer Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt werden. Das ändert zwar nichts an ihrer zentralen Rolle, dem Betriebsrat schmeckt diese in internationalen Konzernen übliche Degradierung aber so gar nicht. Er läuft Sturm gegen derartige Strukturveränderungen. TA-Konzernbetriebsrat Walter Hotz kündigte am Donnerstag Widerstand an.

"Bis zum Streik"

Er habe von der Gewerkschaft Rückendeckung, bis zum Äußersten zu gehen, nämlich einem Streik, sagt Hotz. Sollte América Móvil nicht von ihrem Vorschlag abrücken, "werden wir die Kolleginnen und Kollegen mobilisieren". Der Strukturwandel sei an den Arbeitnehmervertretern vorbei eingefädelt worden, auch die A1-Führung sei nicht eingebunden, sagt Hotz, der vor allem TA-Aufsichtsratspräsident Wolfgang Ruttenstorfer und die mit der Verwaltung des österreichischen TA-Aktienpakets betraute Beteiligungsholding Öbib und deren Geschäftsführerin Martha Oberndorfer attackiert. Die beiden seien federführend bei der Degradierung von A1 Telekom, so der Tenor im TA-Betriebsrat.

Dem widerspricht der Vorsitzende des TA-Aufsichtsrats, Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer. Weder seien die Belegschaftsvertreter nicht eingebunden gewesen, noch sei der Umbau in der Telekom beschlossene Sache: "Mir und dem Aufsichtsrat liegt diesbezüglich kein Antrag vor", versicherte der TA-Präsident im STANDARD-Gespräch. "Es liegt nichts auf dem Tisch." Derartige Anträge mache gemäß Aktienrecht der Vorstand.

"Diskussionsbedarf"

Vorher müsse allerdings zwischen den TA-Hauptaktionären dringend Einvernehmen über die Zukunftsstrategie der TA hergestellt werden. "Es besteht Diskussionsbedarf", appelliert der frühere OMV-Chef mit Blick auf die hinter verschlossenen Türen gewälzten Pläne, wonach die 28,4-Prozent-Eigentümerin Republik Österreich den Mexikanern eine Herauslösung des Österreich-Geschäfts aus dem TA-Verbund samt Börsengang schmackhaft machen wolle – der STANDARD berichtete exklusiv. "So lang ich keine gemeinsame strategische Vorgabe habe, muss ich im Interesse der Gesellschaft dem Vorstand folgen, der die TA zu einem Konzern formen, Synergien heben und das Headquarter in Wien zur Plattform für alle Aktivitäten machen will", sagt Ruttensdorfer. Daran könne er beim besten Willen nichts Nachteiliges für die TA mit ihrem Headquarter in Wien erkennen.

TA-Vorstandschef Alejandro Plater kalmiert: "Das Thema besitzt keine Dringlichkeit", ließ Plater den STANDARD wissen. Alle Stakeholder seien "selbstverständlich involviert, die Evaluierung möglicher Veränderungen sei aber noch gar nicht abgeschlossen", versicherte der TA-Chef. Die Konstruktion mit einer Aktiengesellschaft unter der börsennotierten Aktiengesellschaft sei allerdings einzigartig. "Um die Vor- und Nachteile dieser einzigartigen Situation besser zu verstehen, haben wir ein Projekt gestartet. Die bisherige Analyse ergab keinerlei negativen Auswirkungen auf unser Business durch eine mögliche Umwandlung", so das Statement des TA-Chefs.

Zu wenig eingebunden

Zur Erinnerung: In Ermangelung eines eigenen Kandidaten hat das Finanzministerium nach der Übernahme der TA durch Amov auf die im Syndikatsvertrag mit Amov verbriefte Nominierung des TA-Generaldirektors verzichtet und Plater zum CEO gemacht. Nun fühlt sich die österreichische Politik zu wenig eingebunden.

"Teile der österreichischen Politik wollen die Telekom Austria zerschlagen", warnt Ruttenstorfer, der sich wundert, dass auch der TA-Konzernbetriebsrat in diese Richtung arbeite. Eine Herauslösung von A1 hätte vor dem Verkauf an Mexiko, also vor drei Jahren, erfolgen müssen. Jetzt gehe es nicht um den Ausverkauf. (ung, 23.9.2016)