Wenn EU-Politiker vor ihren Bürgern die Segnungen von Binnenmarkt und Deregulierung preisen, greifen sie gerne auf die EU-weiten Veränderungen im Bereich von Telefonie und Datenaustausch zurück.

Tatsächlich ist es beeindruckend, was sich seit Umwandlung der bis vor zwei Jahrzehnten meist vollstaatlichen "Post- und Telegrafenverwaltungen" durch Marktöffnung getan hat. Den größten Fortschritt brachte freilich die technologische Entwicklung, die massenhafte Einführung von Handys bis zum Smartphone, Internet und WLAN überall. Dass der Minutentarif ins EU-Ausland im Festnetz noch vor einer Generation gut einen Euro ausmachte (und mobil deutlich mehr), darüber können junge Leute heute wahrscheinlich nur ungläubig staunen – abgesehen davon, dass sie lieber whatsappen statt telefonieren.

Derartige Abzockerei hat der Markt, hat die Konkurrenz vieler Anbieter inzwischen beendet. Vor diesem Hintergrund ist die Kontroverse um die völlige Abschaffung der Roaminggebühren zu sehen. Eine solche ist von den politisch Verantwortlichen für 2017 oft versprochen worden. Nun stellt sich heraus: Es gibt eine Fußnote, die gern unterschlagen wurde. Sie heißt Fair Use. An schmerzlich hohen Roaminggebühren haben nationale Telekomfirmen bis zuletzt bestens verdient. Das wollen sie nicht so leicht aufgeben. Die Kommission hält ihnen die Stange. Aber es wird nichts nützen, Roaminggebühren sind unzeitgemäß. (Thomas Mayer, 21.9.2016)