Schmuckstücke von oben nach unten: Ohrringe von Ivyrevel, Armreif von Sabrina Dehoff, Ohrhänger von Studio Mason, Armreif von Katie g. Jewellery, Ohrringe von Jane Kønig.

Foto: Hersteller

Es sieht ganz so aus, als habe der Modefilm des Herbstes die Vorlage geliefert: In "Absolutely Fabulous" tragen PR-Lady Eddy Monsoon und ihre beste Freundin Patsy Stone, Alkoholikerin mit Nebenjob bei einem Modemagazin, Kreolen, Ketten und Ringe zu toupierten Haaren. Motto: Es kann nie groß genug sein. Damit sind sie eins mit dem Zeitgeist. Nach zarten Ringen und feinen Ketten sind jetzt echte Klunker dran.

Es gilt wieder "mehr ist mehr". Überall, wo Platz ist, an Ohr, Unterarm, Hals, wird gehängt, gesteckt, geklemmt. Damit einher geht das Revival der 1980er-Jahre in der Mode. In den letzten Saisonen hatte sich der Minimalismus der 1990er- und 2000er-Jahre eine Schneise durch die Kollektionen geschlagen, jetzt machen sich Saison um Saison Exaltiertheit und Opulenz breit. Bei dem französischen Kultlabel Vetements erscheinen die Schultern so ausladend wie schon lange nicht mehr, bei dem britischen Designer J.W. Anderson geben die Rüschen den Ton an – und auch die Gürtel dürfen wieder von protzigen Designerschnallen gehalten werden.

Klunker sind wieder da: Eine Szene aus Absolutely Fabulous.
Foto: twentieth century fox

Exaltiertheit am Ohr

Wenn Schmuck neben so viel Exaltiertheit noch auffallen will, dann muss er ordentlich die Muskeln spielen lassen. Das tut er und lehnt sich an die Fantasien von Thierry Mugler und dessen theatrale Schmuck- und Modestücke aus den 1980er-Jahren an. Frauen wie Ivana Trump konnten sich mit ihrer Unterstützung neben Noch-Ehemann Donald "feminin und glamourös" fühlen, die aktuellen Schmuckentwürfe der Designer? Können mit jenen Thierry Muglers von damals locker mithalten.

Bei Balenciaga sehen Kreolen wie überdimensionierte Sicherheitsnadeln aus, eine Fahrradkette diente als Vorlage für eine Halskette. Das japanische Label Ambush legt seinen Kunden schwere Ketten um Hälse und Hosenbünde – die Punk-Referenzen sind unverkennbar.

Schwere Ketten auf dem Laufsteg von Balenciaga.
Foto: balenciaga

Dem nicht genug. Die Modehäuser Loewe, Chanel und Balmain legen den Models riesige Choker um die Hälse, die deutsche Schmuckdesignerin Saskia Diez entwirft statt feiner Perlen jetzt goldene Gliederketten, mit dem Schweizer Brillenlabel Viu hat sie gar eine Sonnenbrille designt, die an einer Brillenkette hängt. Die organisch gerundeten Ohrstecker des amerikanischen Labels Tibi hätten wahrscheinlich auch vor einigen Jahrzehnten starken Frauen wie Paloma Picasso oder Liz Taylor gefallen.

Ob als Single-Ohrring oder im Doppel, der Trend gehe hin zum echten Statements, bestätigen Philipp Junker und Sarah Maurer, die Köpfe hinter dem Schweizer Schmucklabel Studio Mason: "Wie in den 1980er-Jahren sind wieder massive Hänger en vogue." Die beiden haben für diesen Herbst Schmuck entworfen, der vor drei Jahrzehnten von Veruschka von Lehndorff hätte getragen werden können.

Klunker für Alexis

Oder von Joan Collins, die als biestige Alexis bekannt wurde. Sie föhnte ihre Haare damals mit einer solchen Verve nach hinten, dass die Klunker an den Ohren nur schwer übersehen werden konnten und die Halskette das Dekolleté zum Funkeln brachte – Schmuck hatte immer nur dann eine Chance, wenn die Haarmode mitspielte. Königin des "Mehr ist mehr" damals: Madonna. An ihren Ohren baumelten faustgroße Kreuze und Herzen, um die Handgelenke trug sie Gummiarmreifen. Für ihre schmucke "Like a Virgin"-Phase Anfang der 1980er-Jahre verantwortlich: Maripol, New Yorker Szene-Stylistin von Madonna, Grace Jones und Debbie Harry.

Heute haben von Ringelchen, Kettchen und Steckerchen selbst skandinavische Schmuckdesigner genug. Designerinnen wie Jane Konig hauen mit großen Kreolen auf den Putz. Die kolumbianische Designerin Paula Mendoza verdankt der massiven Skulpturalität ihres Schmucks prominente Aufmerksamkeit: Auf Instagram wurde sie nicht nur von Einkäufern des Luxus-Onlineshops Net-à-Porter entdeckt, sondern auch von Popstar Beyoncé. Sie ist seither Fan, kein schlechtes Omen. (Anne Feldkamp, RONDO Exklusiv, 25.10.2016)

Die skulpturalen Schmuckstücke der kolumbianischen Designerin Paula Mendoza gefallen sogar Popstar Beyóncé.
Foto: Paula Mendoza