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Rollenaufteilung in Österreich: 22 Prozent der Frauen geben an, dass sie allein die Hausarbeit machen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Nur ein Viertel der Haushalte mit Kindern unter 15 Jahren macht bei der Hausarbeit halbe-halbe. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Österreichischen Arbeitsklima-Index der AK Oberösterreich. Einigkeit besteht bei Männern und Frauen darüber, wer die Hausarbeit macht: Nur ein Prozent der Männer gab an, dass die Hausarbeit allein von ihnen geleistet wird. Das bestätigen vollinhaltlich auch die befragten Frauen.

22 Prozent der Frauen geben an, dass sie allein die Hausarbeit machen, das bestätigen die Männer immerhin zu 17 Prozent, die Wahrnehmung klafft da ein bisschen auseinander. Die Arbeit "wird halbe-halbe aufgeteilt zwischen meinem/meiner Partnerin und mir", dies wird von Frauen und Männern nahezu ident gesehen: 23 Prozent der Frauen sagen, dass das so ist, und 24 Prozent der Männer. Hier besteht also Einigkeit in der Wahrnehmung. Trotzdem ist es nur jedes vierte Paar mit Kindern, das im Jahr 2016 so lebt. "Das ist seit vielen Jahren praktisch unverändert", sagt Studienautor Reinhard Raml, Sozialforscher am Ifes.

"Traditionalisierung"

Die Erwerbstätigenquote bei den Frauen sei in den vergangenen zehn Jahren zwar auf 67 Prozent gestiegen, allerdings arbeiten 47 Prozent der Frauen in Teilzeit, das ist eine Zunahme von sieben Prozent, so Raml. Im Vergleich dazu: Nur elf Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit. Bei jungen Frauen ist es noch eklatanter: Drei von vier jungen Frauen arbeiteten in Teilzeit. Warum ist das so? Der Sozialforscher spricht von einer "Traditionalisierung" junger Männer. Bevor das erste Kind da sei, hätten sie die besten Absichten in puncto Gleichberechtigung und Hausarbeit. Mit dem ersten Kind entschieden sie sich dann doch wieder für die traditionelle Rollenaufteilung.

Gender-Pay-Gap

Das ist einerseits auf den Gender-Pay-Gap zurückzuführen. "Österreich ist europaweit nach wie vor im Spitzenfeld der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen", betont Reinhard Raml. Auf Basis der Berechnung "Brutto ganzjährig Vollzeit" beträgt die Unterbezahlung für Frauen 18 Prozent. "Wir werden auch dieses Jahr den Equal Pay Day am 11. Oktober begehen", ergänzt Elfriede Schober, die Vizepräsidentin der AK Oberösterreich. Das ist der Tag, ab dem die Frauen bis Jahresende statistisch gesehen gratis arbeiten.

Zu wenig Kinderbetreuungsplätze

Andererseits gibt es in Österreich noch immer zu wenige Kinderbetreuungsangebote. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt Krabbelstuben, Kindergärten oder Horte nur ganz selten, in Ausnahmefällen oder gar nicht (elf Prozent "nur zu besonderen Zeiten", 16 Prozent "nur ganz selten", 25 Prozent "gar nicht"). "Wir sind vom Barcelona-Ziel, dass bis 2010 für mindestens 33 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, noch weit entfernt", so Schober. Derzeit gäbe es Plätze für "nicht einmal 15 Prozent" der Kinder unter drei Jahren.

Care-Arbeit aufwerten

Dabei nehmen Schichtarbeit, Turnus- und Wechselschichten auch bei Frauen zu. Betroffen sind besonders die Bereiche Fabriksarbeit und das wachsende Segment Pflege. Waren es 2006 noch elf Prozent der Frauen, die in einem solchen Arbeitsverhältnis arbeiteten, sind es heute 16 Prozent (im Vergleich zu den Männern ist der Anteil von 21 auf 20 Prozent gesunken, also nahezu ident geblieben). Schichtarbeit ist gesundheitlich besonders belastend. Dazu kommt, dass der Anteil jener, die Überstunden machen, gestiegen ist. "2006 waren es 60 Prozent, die gelegentlich oder häufig Überstunden gemacht haben, 2016 sind es 80 Prozent", so Studienautor Daniel Schönherr, Sozialforscher von Sora. "Wir brauchen eine Neubewertung der Arbeit", betont Schober, "der Dienst am Menschen, also die sogenannte Care-Arbeit, muss aufgewertet werden." (Tanja Paar, 20.9.2016)