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Chase Carey preist die Internationalität der Formel 1.

Foto: REUTERS/Jeremy Lee

Singapur – Im Rahmen des Grand Prix von Singapur, in dem sich der Deutsche Nico Rosberg die Führung in der Formel 1 vom britischen Champion Lewis Hamilton zurückgeholt hatte, ließ sich Chase Carey erstmals in die Karten blicken. Der 62-jährige Manager wird auf Geheiß des neuen Mehrheitseigentürmers der Königsklasse (Liberty Media) Vorsitzender der Formel-1-Dachgesellschaft Delta Topco. Damit wird Carey auch der Vorgesetzte von Bernie Ecclestone, sollte der bald 86-jährige Brite tatsächlich mit einem neuen Geschäftsführervertrag ausgestattet werden.

Zwischen den Zeilen eines Interviews, das Carey der zirkuseigenen Homepage gab, ist zu lesen, dass Carey für Ecclestone aber maximal noch die Rolle eines Papiertigers vorgesehen hat. Eine Diktatur werde es unter ihm in Zukunft nicht mehr geben, sagte der neue starke Mann, "auch wenn das hier alle wohl gewohnt sind". Die Absage an Ecclestones Führungsstil wird in der Szene natürlich auch als Absage an die Person Ecclestone interpretiert.

Der Enthusiasmus, mit dem einzelne Teamverantwortliche und Piloten auf den Einstieg von Liberty Media regiert haben, war wiederum als Erleichterung darüber gedeutet worden, dass die Ära Ecclestone eher kurzfristig beendet wird. "Ich sehe mehr Chancen als Risiken", sagte zum Beispiel Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Ich kann nicht glauben, dass ein Unternehmen wie Liberty die Formel 1 zu solch einem Wert kauft, wenn sie nicht einen langfristigen Plan hätten."

Pflichtschuldigst wurde natürlich da und dort das Lebenswerk des greisen Zampanos, also der Ausbau der Rennserie zu einem Milliardengeschäft, gepriesen. Was Carey sagt, klingt aber wie Musik in aller Ohren. Der Erfolg eines Unternehmens, ließ der Harvard-Absolvent wissen, basiere auf erfolgreicher Führung, die "versteht, was alle Parteien wollen", es müssten auch mal "Kompromisse gemacht werden". Für solchen Führungsstil war Ecclestone eher nicht berühmt.

Flotter Umsetzer

Sportsfreund Carey, ein ehemaliger Rugbyspieler und immer noch Baseballfan, hat sich auch als langjährige rechte Hand des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch den Ruf erworben, nicht nur ein beinharter Verhandler zu sein, sondern Ankündigungen recht flott Taten folgen zu lassen, um seine Auftraggeber restlos zufriedenzustellen. Weshalb er wohl im Interview mit formula1.com auch nicht sonderlich konkret wurde.

Carey versicherte, nicht am schnellen Profit interessiert zu sein. Er habe "langfristige Visionen". Er bekräftigte, dass Europa als Kernmarkt der Formel 1 zu begreifen sei, daneben sei auch Asien eine enorm wichtige Bühne. "Aber zu einem gewissen Grad ist der Markt in den USA sicher noch am wenigsten erschlossen. Vielleicht wurde das in der Vergangenheit nicht richtig angegangen, daher werden wir versuchen, ihn smart aufzubauen." Dem Status der Formel 1 als "großartige Premiummarke" sei es auch geschuldet, an Orte wie Los Angeles, New York oder Miami zu gehen.

Die Internationalität ist aber für Carey ein Alleinstellungsmerkmal. "Die Formel 1 ist einzigartig, weil sie ein globaler Sport ist, der weltweit bekannt ist – und einer, der neun Monate jedes Jahr stattfindet", wurde der neue Chef zitiert. Das sei auch der Grund gewesen, warum die Liberty-Gruppe den Deal unbedingt realisieren wollte. "Die Zeiten, als Kategorien wie Kontinente oder Regionen bedeutsam waren, gehören der Vergangenheit an." Man wolle die digitale Vermarktung anstoßen, die Events größer machen und die Marke stärken, "indem man Geschichten über die Stars, die Helden und die unfassbaren Maschinen erzählt".

Der Sport, sagte Carey, fließe quasi durch seine Adern. Während seiner Zeit beim Fox-Imperium von Murdoch sei der Sport ein zentraler Baustein gewesen. Er habe immer an die Werte des Sports geglaubt. "Die werden immer wichtiger in einer Welt, die so fragmentiert ist." (sid, APA, red, 19.9.2016)