Es gibt fast keine Chefinnen in den heimischen Börsenkonzernen. Fast sollte man sie unter Artenschutz stellen: Von 196 Vorstandsmitgliedern sind neun Frauen. In den Aufsichtsräten sieht es nur eine Spur besser aus. Das ist ein Zustand, den es zu ändern gilt. Gemischte Führungsteams sind nämlich nachweislich erfolgreicher. Dass Frauen auch in den Chefetagen sitzen, ist keine Gerechtigkeitsfrage, sondern eine Geschäftsstrategie.

Mit der typisch österreichischen Gemütlichkeit – schau ma mal, dann seh ma schon – wird das allerdings nicht gehen. Es muss sich schon in den Old-Boys-Netzwerken herumsprechen, dass sich auch an gut gepflegten Männertraditionen etwas ändern muss – und das so strategisch wie in jedem anderen Unternehmensbereich auch.

Männer rekrutieren eben Menschen, die wie sie aussehen, wie sie denken, wie sie funktionieren. Talent und Können definieren sie so, wie man das schon immer gemacht hat. Weibliche Führungsqualitäten kommen in den Managementbüchern männlicher Chefs oft gar nicht vor.

Mit ein paar Leitlinien ist es da allerdings nicht getan: Man muss alte Strukturen zerstören, neue Regeln aufstellen, neue Prozesse definieren, neue Milieus etablieren – die Firmenkultur schlichtweg erneuern. Das ist Schwerstarbeit. Aber Argumente wie höhere Marktanteile, bessere Finanzkennzahlen und mehr Profitabilität kann auch der abgebrühteste Industriekapitän nicht ignorieren. (Regina Bruckner, 19.9.2016)