Wien – Hätten Sie nicht noch Ideen für Medientermine in dieser Woche? Thomas Drozdas Enquete über künftige Medienförderung, die zwei Österreichischen Medientage und die ORF-Programmpräsentation am Donnerstag können die zuständigen Redaktionen doch nicht auslasten.

Parallelaktionen

Kein Problem, sagten sich die ORF-Sendertochter ORS, die PR-Experten vom PR-Ethikrat und die Auftraggeber des Radiotest: Am Montagvormittag laden ORF und ORS zur Umstellung des Antennenfernsehens in Wien, Niederösterreichund Burgenland auf HD-taugliches DVBT-2. Am Dienstagvormittag wird der PR-Ethikrat einen neuen "Kodex für Ethik in der Digitalen Kommunikation" vorstellen. Und am Mittwoch werden die Radio-Reichweiten für das erste Halbjahr 2016 veröffentlicht, nun ohne "Glättung" durch die Mitarbeiter von GfK.

Große Kaliber

Aber widmen wir uns den größeren Kalibern in dieser Woche: Mit Eva Dichand, Medienberater Hans Mahr und Zeitungsverbandspräsident Thomas Kralinger vertreten drei Medienmacher aus der Welt von "Heute", "Krone" und Mediaprint die Verlagsbranche bei der Enquete des Medienministers über eine neue Presseförderung. Zuletzt dazugekommen: Eugen Russ (Vorarlberger Nachrichten, Neue Vorarlberger Tageszeitung).

Spricht bei der Enquete über digitalen Wandel und Journalismus: Eva Dichand, hier bei den Medientagen 2013.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wo bleibt da eigentlich Wolfgang Fellner? Er startet eine Woche drauf seinen Sender Ö24TV, mit immerhin 450.000 Euro Anschubfinanzierung vor dem Start aus dem Privatrundfunkfonds der RTR. Presseförderung bekommen übrigens nur Zeitungen, die schon zumindest ein Jahr auf dem Markt sind. Der Privatrundfunkfonds ist mit 15 Millionen Euro im Jahr dotiert, die gesamte Presseförderung mit keinen 9 Millionen.

Kopfgeld

Aber Medienminister Thomas Drozda will die künftig plattformunabhängige Förderung ja bis Sommer 2017 auf 20 bis 25 Millionen Euro erhöhen, hat er angekündigt. Eine "Produktionsförderung" soll den größten Teil davon ausmachen: Drozda will da nach journalistischen Arbeitsplätzen fördern. einen Teil dieser Förderung von Beteiligung am Presserat und anderem Qualitätsmanagement abhängig machen.

Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin äußerte sich zu einer Pro-Kopf-Förderung schon skeptisch, sie könnte insbesondere große, auf Masse ausgerichtete Blätter subventionieren. Zum STANDARD-Interview mit Karmasin geht es hier.

Journalistische Wandel-Anleihe

Wie Karmasin Montag auf dem Podium: Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell. Er wünscht sich im STANDARD-Gastkommentar "Mut zu neuen Ideen" beim Fördern. Nicht auf dem Podium, aber in einem STANDARD-Gastkommentar beschäftigt sich Medienberater Andy Kaltenbrunner auch mit den gewaltigen Förderungen von Medien, insbesondere Verlagen, abseits der Presseförderung. Er rät zur Förderung des journalistischen Wandels.

Lustvoll tagen

Die Österreichischen Medientage des Manstein-Verlags deklinieren die Medienthemen heuer auf dem schmucken Wiener WU-Campus unter einem besonders freudvollen Motto durch: "Lust auf Medien".

SRG-Chef Roger de Weck diskutiert bei den Medientagen mit Richard Grasl und Wolfgang Fellner über öffentlich-rechtliche Zukunft.
Foto: SRG – Danielle Liniger

Neben den Keynotes von Miriam Meckel ("Wirtschaftswoche") und Roger de Weck (SRG-Generaldirektor, hier schon im STANDARD-Interview über das Unfaire an Rundfunkgebühren) und Yaser Bishr (Al Jazeera) empfehlen sich etwa die (bisher stets launige) Moderation von Multimedienberater Michael Grabner (Dienstagvormittag zur "Zukunft des Gedruckten") und der Diskussionbeitrag von Wolfgang Fellner ("Österreich") zum "integrierten öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen in der Zukunft". Dort vertritt übrigens Finanzdirektor Richard Grasl den ORF.

Schon wieder fördern

General Alexander Wrabetz widmet sich lieber in einem kleineren Arbeitskreis am Dienstagabend der künftigen Medienförderung – dort sitzt ja auch Minister Drozda. Der findet eine Haushaltsabgabe für Medien statt der gewohnte Rundfunkgebühr inzwischen "perspektiv sinnvoll" – aber erst in einem nächsten Regierungsprogramm. Das will Drozda aber mit einem Konzept für die Abgabe für alle angehen.

Durchaus interessant könnte auch die Ausgabe der Mansteinschen Branchenzeitung "Horizont" zu den Medientagen werden – aber sind sie das nicht eigentlich immer für den einen oder die andere?

Programmansage

Was sich zwischen "Landkrimis" und "Dancing Stars" im ORF-Programm 2016/17 so tut, will die gerade wiedergewählte ORF-Direktorin Kathrin Zechner am Donnerstagvormittag den Fachjournalisten und am Donnerstagabend der p.t. Werbebranche vorstellen. Vorige Woche wollte sie das eher noch nicht, wie Sie im STANDARD-Interview lesen konnten.

Ball-Besitz

Konkurrent ProSiebenSat.1Puls4 beginnt derweil am Mittwoch mit einem Livespiel des Samsung Cup (Leobendorf / Rapid) eine neue Zusammenarbeit mit dem ÖFB. Die neue Partnerschaft muss sich ja nicht gleich zum einem Gebot für die Bundesliga auswachsen, deren Vergabe nun wieder Thema werden müsste: 2012 einigten sich Sky und ORF mit der Bundesliga auf einen Fünfjahresvertrag, 100 Millionen Euro schwer, 20 Millionen Euro im Jahr. Vielleicht hilft da eine Medienförderung, der ORF verwendet ja auch Gebühren für die Bundesligarechte. (fid, 19.9.2016)