Ibrahim Hamadtou (Ägypten): Der Tischtennis-Spieler verlor als Zehnjähriger bei einem Zugunglück beide Arme. Aber er wollte weiter spielen. Den Schläger hält der 43-Jährige mit dem Mund, genauer: mit einem künstlichen Gebiss. Denn seine Zähne fielen ihm wegen der unorthodoxen Spielweise nach und nach aus.

Den Ball wirft er mit dem rechten Fuß zum Aufschlag in die Luft. "Das Beste in meinem Leben ist meine Frau, die mir alles bedeutet. Das zweite ist Tischtennis. Das ist wie die Luft, die ich zum Atmen brauche", sagt der Familienvater. In Rio schied er bereits in der Gruppenphase aus, war aber trotzdem begeistert: "Ich bin einfach froh, dass ich hierherkommen konnte."

Foto: APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON

Morteza Mehrzadselakjani (Iran): Mit 2,47 Metern ist er der größte Athlet in der Geschichte der Paralympics – und spielt Volleyball – allerdings nur im Sitzen. Vor fünf Jahren fing der 29-Jährige mit dem Sport an. Seither änderte sich sein Leben. "Ich war allein und deprimiert. Aber der Sport hat mein Leben verändert."

Mit seiner Abschlaghöhe von 1,93 Metern beim 1,15 Meter hohen Netz ist er nicht zu blocken. Aber gesundheitlich geht es dem Iraner, der mit seinem Team das Finale erreichte, nicht gut. Er wächst weiter, weil unentwegt Wachstumshormone ausgeschüttet werden.

Foto: APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA

Mariyappan Thangavelu (Indien): Der Sieg im Hochsprung ist für den in extremer Armut aufgewachsenen 21-Jährigen wie ein Jackpot. Er bekommt von der Regierung umgerechnet 99.500 Euro. Mit seiner Mutter und zwei Geschwistern lebt er in einem Haus, das kleiner ist als sein Zimmer im Athletendorf.

Auf dem Weg zur Schule überfuhr ihn einst ein Bus: sein rechtes Bein wurde unterhalb des Knies zertrümmert. Seine Mutter nahm für die Behandlungen einen Kredit auf, den sie immer noch abbezahlt. Der 1,68 Meter große Thangavelu übersprang 1,89 Meter, obwohl er beim Anlauf einbeinig hüpft.

Foto: APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA

Matt Stutzman (USA): "The Armless Archer" – der Bogenschütze ohne Arme. Der 33-Jährige wurde ohne Arme geboren. Bis 2011 hatte er von den Paralympics noch nie etwas gehört, bis er in Las Vegas auf einem Turnier angesprochen wurde. Den Bogen hält er mit seinem rechten Fuß. Seit Silber in London ist er ein Star.

"Es ist verrückt, alle wollen ein Foto." Wegen einer Verletzung am "Schussfuß" musste er vor Rio pausieren. Er sprang aus einem Flugzeug, schoss dann einen Pfeil ab, um den Adrenalinkick im Stadion zu simulieren. An einer Medaille schoss er in Rio dennoch weit vorbei. Im kommenden Jahr will er keine Para-Events bestreiten, sondern am Weltcup teilnehmen.

Foto: APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON

Tao Zheng (China): Er verlor als Kind durch einen elektrischen Schlag beide Arme. Dennoch stieg er zu einem der erfolgreichsten Schwimmer seines Landes auf. Er gewann schon in London Gold über die 100 Meter Rücken und wiederholte in Rio seinen Triumph mit neuem Weltrekord von 1:10,84 Minuten.

Der 25-Jährige beißt beim Start in ein Handtuch, das ihm ein Betreuer reicht, weil er sich nicht festhalten kann. Mit einer Kombination aus Beinbewegungen wie beim Delfin- und Kraulstil schwimmt er schneller als Kontrahenten mit Armen. Schon in London war er einer der Publikumslieblinge.

Foto: APA/AFP/BOB MARTIN FOR OIS/IOC

Bild nicht mehr verfügbar.

Marieke Vervoort (Belgien): Vor Rio sorgte sie für Schlagzeilen, weil sie sich angeblich nach den Paralympics mittels aktiver Sterbehilfe das Leben nehmen wollte. "Wenn es in meinem Leben mehr schlechte als gute Tage gibt, dann habe ich die Sterbehilfedokumente. Aber diese Zeit ist noch nicht gekommen", sagt die 37-Jährige in Brasilien.

Die Rollstuhlfahrerin leidet an extremen Muskelschmerzen, fällt öfter vor Schmerzen in Ohnmacht. Sie bekommt vermehrt epileptische Anfälle, sieht nur noch zu 20 Prozent. Dennoch fuhr die London-Siegerin über die 400 Meter zu Silber. "Ich hätte nicht geglaubt, dass ich diesen Moment noch erlebe." (APA, red, 18.9.2016)

Foto: REUTERS/Jason Cairnduff