Buenos Aires – Nach zehn Jahren und einem erbitterten Streit reist eine Expertengruppe des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Analyse der Staatsfinanzen erstmals wieder nach Argentinien. Ab Montag wird die Delegation Regierungsmitglieder und Ökonomen treffen, um auf dieser Basis einen Bericht vorzulegen, der auch als Basis für neue Kredite dienen kann.

Unter der Regierung des linksorientierten Peronisten Nestor Kirchner waren 2006 die Beziehungen mit dem IWF abgebrochen worden. Argentinien bediente Auslandschulden nicht mehr, was zu einem milliardenschweren Rechtsstreit mit Gläubigern führte.

Der IWF wurde in Argentinien zum Feindbild, man warf der Institution vor, das südamerikanische Land zu unliebsamen Einschnitten zu zwingen. Unter dem neuen liberalen Präsidenten Mauricio Macri hat sich das Klima deutlich gewandelt; Investoren sollen wieder angelockt werden.

Im April beglich Argentinien auch die Schulden bei US-Hedgefonds und beendete damit den langen Rechtsstreit. Insgesamt wurden 9,3 Milliarden Dollar (8,3 Mrd. Euro) überwiesen. Der Vergleich sah vor, dass den internationalen Gläubigern rund 75 Prozent ihrer Forderungen zurückgezahlt wurden.

Geierfonds

US-Hedgefonds hatten nach der Staatspleite Ende 2001 argentinische Schuldscheine billig aufgekauft und später den Nennwert der Staatsanleihen verlangt, was die damalige linksgerichtete Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner vehement verweigerte. Sie bezeichnete die klagenden Hedgefonds als "Geierfonds". Denn anders als diese hatten mehr als 90 Prozent der Gläubiger in den Jahren 2005 und 2010 einen Schuldenschnitt von 70 Prozent akzeptiert.

US-Bundesrichter Thomas Griesa entschied im Verlaufe des Streits, dass Argentinien erst den beiden US-Hedgefonds 1,3 Milliarden Dollar auszahlen müsse, ehe es die Forderungen weiterer privater Gläubiger begleichen dürfe. Kirchners konservativer Nachfolge Mauricio Macri, der im vergangenen Dezember sein Amt antrat, vollzog dann aber einen Kurswechsel und ließ innerhalb kurzer Zeit die Einigung mit den Hedgefonds aushandeln.

Der Artikel IV der Zusammenarbeit zwischen dem IWF und seinen 188 Mitgliedsländern besagt, dass solche Inspektionsbesuche regelmäßig stattfinden sollen. "Mit Ausnahme von Venezuela und Somalia gibt es kein Land, dass diese Regelung so lange nicht erfüllt hat", teilte das Finanzministerium in Buenos Aires mit. (APA, 18.9.2016)