Susanne Bauer ließ sich "Dorothek" als Wortmarke schützen und ließ ein entsprechendes Firmenschild produzieren. Sehr zum Missfallen des Dorotheums…

Foto: Galerie Susanne Bauer

Bei Susanne Bauer treffen kunstgewerbliche Raritäten aus der Zeit des Jugendstils auf Design der 1950er-/60er-Jahre, garniert von bildender Kunst von Zülow bis Attersee.

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Geburtsstunde der Marke "Dorotheum", die sich, diesem Bericht in der Reichspost vom 17. September 1901 zufolge, am Namen der Dorotheergasse orientierte.

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Beruflich gehen Susanne und Wolfgang Bauer jetzt quasi getrennte Wege. Im Jahr 2014 hatte man in der Dorotheergasse 12 die ehemaligen Räumlichkeiten der Galerie Johannes Faber bezogen. Susannes Idee war ein erschwinglicheres Programm aus der Epoche des Jugendstils, auch als Kontrapunkt zum Qualitätsmaßstab der Beletage in der Mahlerstraße.

Das Geschäft lief besser, als der Gatte erwartet hatte, worauf flugs dessen Gout und damit die obere Güte- und Preisklasse an Oberhand gewann. Das Konzept der Gattin war Geschichte. Zumindest vorübergehend. Im Frühjahr entdeckte sie zufällig ein kleines Ladenlokal auf Nummer 20 und wurde mit dem Vermieter schnell handelseinig.

Dieser Tage wird die offizielle Eröffnung der Galerie Susanne Bauer zelebriert, wenngleich der Mix aus Raritäten des Kunstgewerbes des Wiener Jugendstils und Objekten der 1950er- und 1910er-Jahre seit Wochen Spontankäufer verführt. Schmuck findet sich hier ebenso wie peppig bezogene Art-déco-Hocker (580 Euro), Schüttbilder von Hermann Nitsch sowie Trouvaillen wie ein Autobinäres Stereobild von Alfons Schilling (18.000 Euro).

Und Susanne Bauer ist bereits um eine Erfahrung reicher. Denn als gewerblicher David hatte sie schnell Bekanntschaft mit Goliath von gegenüber machen dürfen. Stein des Anstoßes war die ursprüngliche Firmenbezeichnung Dorothek, die sich an dem seit Mitte des 17. Jahrhunderts üblichen Gassennamen orientierte. Deshalb hatte sich das 1707 gegründete Versatz- und Fragamt 1901, als man das neu erbaute Palais (Nr. 17) bezog, übrigens auch in Dorotheum umbenannt.

Kaum war das Firmenschild montiert, machten die Juristen des Auktionshauses aufgrund potenzieller Verwechslungsgefahr Druck. Nach einigem Hin und Her einigte man sich gütlich. Das Dorotheum kam für einen Teil der anfallenden Kosten auf. Dort erklärt man die Causa auf Anfrage als erledigt. Nachsatz: Man freue sich über die Belebung der Straße.

Im November 2013 war die Atmosphäre noch eine andere, wie folgende Goliathepisode belegt. Damals eröffnete vis-à-vis des Palais in der Spiegelgasse Nr. 19 das Antiquitätengeschäft und Pfandhaus Auktioneum. Das Dorotheum zog gegen den Eigentümer vor Gericht. Vergeblich. Aussichtslos erklärte der Richter, die Klagen (u. a. Kundenirreführung) wurden zurückgezogen.

Das sei ja längst Geschichte, kommentiert Reinhold Puntschart-Kolarik seinen Davidsieg rückblickend. (kron, 17.9.2016)