Stopfenreuth – Am 27. Oktober 1996 haben der damalige Umweltminister Martin Bartenstein (ÖVP), Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) in Hainburg den 15a-Vertrag zur Gründung des Nationalparks Donau-Auen unterschrieben. 20 Jahre später ist die Existenz des 9.300 Hektar großen Naturrefugiums zwischen Wien und Bratislava unbestritten – und unverzichtbar.

Wildnis, wohin das Auge reicht: Von mächtigen Bäumen gesäumte Gewässer, Totholz, zwischen Gräsern an der Böschung eine "Biber-Rutsche", von Wildschweinen auf der Suche nach Larven aufgewühlter "Gatsch" am Ufer. "Wir wollen nicht rückbauen und gestalten, sondern greifen nur wenn nötig so weit ein, dass die Natur das selber macht", erläutert Manfred Rosenberger, ein Nationalpark-Ranger der ersten Stunde, bei einer Bootstour das Management im Nationalpark. Deshalb wird etwa der überhandnehmende kanadische Eschenahorn, der die heimischen Weiden "unterwächst" und quasi vom Wasser weg in die zweite Reihe verdrängt, nicht gefällt, sondern ökologisch zum Absterben veranlasst. Einige Ufer sind vom harten Uferverbau befreit und dann der Natur überlassen worden.

Intensive Wildwechsel im Naturrefugium

Im Licht der kräftigen Spätsommersonne, die die Urwaldlandschaft bei Stopfenreuth in zauberhaftes Licht taucht, blitzt es immer wieder silbrig auf, wenn Fische auftauchen, um nach Insekten schnappen. Bei der Fahrt durch den seichten Nebenarm sind auch Wandermuscheln zu sehen, von den Paddeln erschreckt schwimmt eine kleine Ringelnatter eilig davon. Im Nationalpark gibt es 5.500 Arten an Tieren, Pflanzen und Pilzen, darunter mehr als 30 Säugetier-, 100 Brutvogel- und 60 Fischarten sowie acht Reptilien- und 13 Amphibienarten. An "Flagships" zählt Rosenberger die europäische Sumpfschildkröte und die Nase (ein Fisch), den Flussregenpfeifer, Seeadler und Hirschkäfer auf.

1.883 Kilometer vor der Mündung rauscht die Donau mit 40 Zentimetern Gefälle pro Kilometer bei Hainburg kräftig dahin, was Wildschweine, Hirsche und Rehe nicht daran hindert, den Strom zu durchschwimmen, erzählt der Ranger von intensiven Wildwechseln, während das Boot von den Wellen des Twin City Liners kräftig geschaukelt wird. Ein Kormoran über dem Fluss kreuzt den Weg, im pannonisch geprägten Hangwald am gegenüberliegenden Ufer ist die Smaragdeidechse zuhause, linker Hand mündet die March ein, stromabwärts erheben sich die bereits zur Slowakei gehörenden Berge. Auf einer Schotterbank wachsen Gräser und Buschweiden – hier entsteht ein neuer Urwald. Die größte Herausforderung der Zukunft ist es laut Rosenberger, die laufende Eintiefung der Donausohle in den Griff zu bekommen.

Die ersten Pläne für den Nationalpark reichen in die 1960er-Jahre zurück. Im Winter 1984 besetzten Umweltschützer die Au, um einen Kraftwerksbau zu verhindern. 20 Jahre Nationalpark seien eine Erfolgsgeschichte, verweist Rosenberger auf zahlreiche Forschungsprojekte und Programme. Das Naturrefugium ist natürlicher Rückhalteraum für Hochwässer, eine "grüne Lunge" – und Erholungsraum für Menschen. Die Besucherzentren im Nationalpark Donau-Auen, allen voran das schlossORTH Nationalpark-Zentrum, das nationalparkhaus wien-lobAU sowie die Infostelle im Schloss Eckartsau zählen jährlich rund 100.000 Interessierte bei Veranstaltungen und Angeboten zur Naturbeobachtung. (APA, 16.9.2016)

Foto: APA/Helmut Fohringer
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