FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Seidl (rechts) wechselt nur als Wahlsieger vom Gemeinderat in den zweiten Bezirk.

Foto: Maria von Usslar

Wien – Schwer wird es Wolfgang Seidl am Wiener Praterstern nicht gemacht. Der FPÖ-Politiker spricht Passanten geschickt an – und bekommt das zu hören, was er ansonsten wohl selbst gesagt hätte. Alkoholiker würden auf Bänken herumgammeln, es sei kein Platz zum Wohlfühlen, sagt ein Student. Er sei für ein Alkoholverbot ab 18 Uhr. Eine Studentin pflichtet bei: Abends getraue sie sich nicht mehr, allein hier entlangzugehen. Ein Buschauffeur erkennt die Kamera, die Seidl bei seinen Wahlkampfgesprächen begleitet. Was er zum Praterstern sage, wird er von Seidl gefragt. "Wenn die Kamera an ist, sag ich: super. Wenn sie aus ist, sag ich: Katastrophe."

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Am Sonntag wird die Bezirksvertretungswahl in der Leopoldstadt wiederholt. Der Praterstern hat sich als Hauptwahlkampfthema herauskristallisiert. Für die Freiheitlichen ist das kein Nachteil: Die FPÖ weist – wie die ÖVP – seit Monaten auf die Gewaltdelikte hin, die rund um den sozialen Brennpunkt passieren.

Einen pipifeinen Ruf hatte der Praterstern nie. "Ich will nicht von 'Gentleman-Strizzis' reden, aber das war's eher", sagt Seidl. "Heute haben wir hier die rohe Gewalt." Er spricht von regelmäßigen "Vergewaltigungen und Massenschlägereien".

"50 bis 100 amtsbekannte Trinker"

Als größte Problemgruppe macht er "die 50 bis 100 amtsbekannten Trinker" aus, "die sich hier täglich die Kante geben". Seidl tritt hier für ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum ein. Für Aufsehen sorgt Seidls Forderung, "direkt am Praterstern eine soziale Einrichtung zu haben", sagt er. Als Ort würde sich die ehemalige Polizeiinspektion anbieten. Stattdessen ziehe hier bald ein Lokal ein. Seidl: "Warum die Stadt das Gebäude nicht genommen hat, ist für mich ein Rätsel."

Illegale Prostitution im Stuwerviertel

Als zweites Problemfeld ortet Seidl die illegale Prostitution im Stuwerviertel, die "zwar weniger geworden", aber immer noch da sei. Er verlangt härtere Strafen. Zudem soll illegale Prostitution zu einem Abschiebegrund werden – was sie bisher nicht ist. Freilich lässt sich das nicht im Bezirk regeln.

Wolfgang Seidl zeigt auf ein Laufhaus, das in "Spuckentfernung" einer Schule im Stuwerviertel liegt.
Maria von Usslar

Die FPÖ hat die Wahl im Zweiten beeinsprucht, weil 23 Stimmzettel mehr als Wahlkarten gezählt wurden. Der Verfassungsgerichtshof gab der Beschwerde statt, weil die FPÖ mit nur 21 Stimmen Rückstand auf die Grünen Dritte wurden. Die FPÖ erreichte 22,1 Prozent, die SPÖ (38,6) wurde Erste. Seidl hofft, dass diesmal alles korrekt verläuft. "Ich bin guter Dinge. Noch einmal will kein Leopoldstädter wählen."

Seidl bleibt nur als Wahlsieger im Bezirk

Bei der Wahl hält es Seidl wie Heinz-Christian Strache, der bei der Wien-Wahl 2015 zwar FPÖ-Spitzenkandidat war, aber nicht nach Wien wechselte. "Wer Seidl möchte, muss uns zur Nummer eins machen", sagt Seidl. "Ich trete an, um Bezirksvorsteher zu werden." Schafft Seidl das nicht, will er als Gesundheits- und Sozialsprecher im Gemeinderat bleiben. (Text: David Krutzler; Video: Maria von Usslar)