Wien – Es ärgert den roten Bezirksvorsteher der Leopoldstadt, dass sich die Grünen im Wahlkampf um die Bezirksvertretung Erfolge an die Fahnen heften, die nicht die ihren seien: Der Neubau einer Skateranlage im Prater sei etwa nicht ihnen zu verdanken, sondern ihm. Der Judith-Deutsch-Steg, der vom Nordbahnviertel zum Donauufer führt: "Eine Forderung der SPÖ", meint Karlheinz Hora, seit April 2013 Bezirkschef der SPÖ-Hochburg Leopoldstadt.
Auch die Debatte um die Umgestaltung der stark frequentierten Praterstraße hätte er angezettelt. Was die Forderung der Grünen nach breiteren Geh- und Radwegen für die Praterstraße betrifft, ist Hora aber mit ÖVP und FPÖ auf einer Linie: Es könne nicht sein, dass sich der gesamte Verkehr auf die Wohngebiete verlagert, weil die Durchzugsstraßen zu Engstellen werden. "Solange ich Bezirksvorsteher bin, wird es keine Reduzierung der Fahrspuren geben." Hora fordert aber ein neues Konzept für die Errichtung von Schanigärten, um auf den Gehsteigen eine bessere "Durchgängigkeit" für Fußgänger zu schaffen.
Er ist gegen ein Alkoholverbot am Praterstern, wie es die FPÖ fordert. Das sei nicht exekutierbar, denn die Polizei müsste "jede Flasche darauf prüfen, ob Wasser oder Wodka drin" sei. Er plädiert dafür, den Verkauf einzuschränken: "Die Leute halten sich am Praterstern auf, weil sie im Supermarkt günstig Alkohol kaufen können." Das müsse erschwert werden, dann würde das Sicherheitsgefühl steigen.
Ganztagsschulen und leistbares Wohnen
Wo im Bezirk noch Handlungsbedarf besteht? "Wir müssen versuchen Ganztagsschulen zu schaffen", und "eine gute Mischung" aus Eigentums-, Miet- und Genossenschaftswohnungen gewährleisten, damit das Wohnen leistbar bleibt. Dass bei diesen Themen die Bezirke wenig mitzureden haben, kommentiert Hora so: "Du bist nicht zuständig, aber die Bevölkerung erklärt dich für zuständig." Er bekomme täglich und auch nachts Emails: Die Anfragen reichten von "ich habe keinen Bankomaten in meiner Nähe" bis zu "ich kann mir die Schulsachen für mein Kind nicht leisten". Er beantworte jedes Email oder rufe zurück. "Als Bezirksvorsteher bist du der Hausmeister vom Bezirk", sagt Hora.
Vor dem Stadioncenter mischt er sich unter die Leute und verteilt Wahlkampfflyer. "Das kann man nicht zwischen Tür und Angel lösen", sagt er zu einer Passantin, die ihm ein Problem schildert, und schreibt ihr seine Telefonnummer auf.
Leuchtstäbe und Sackerln
An einem roten Pavillon werden SPÖ-Luftballons, Kugelschreiber und Leuchtstäbe verteilt. Wozu Letztere gut sind? "Das weiß ich ehrlich gesagt nicht", sagt eine Bezirksrätin. Sie kommen trotzdem gut an: Dutzende Kinder stellen sich um sie an. Bei den Erwachsenen sind die Stoffsackerln beliebter – auch für sie wird Schlange gestanden.
Bei der Wahlwiederholung am Sonntag will Hora wieder die 24 Mandate vom Herbst 2015 erreichen, "und über jedes Mandat, das wir dazugewinnen, werde ich mich genauso freuen." (Text: Christa Minkin, Video: Sarah Brugner, 15.9.2016)