Hannah Zeitlhofer wollte schon immer zur Hofreitschule. Sie macht ungern Urlaub und ist täglich ab sieben Uhr früh bei den Pferden.

Foto: Robert Newald

Wien – Kleine Häufchen Holzspäne lagen auf dem roten Teppich der Feststiege. Hinter einer Flügeltüre der Spanischen Hofreitschule in der Hofburg sprudelte Sekt in Gläsern auf Tabletts. Es war Mittwochvormittag. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) hatten Platz genommen. Hinter den Sitzreihen warteten Fotografen, Kameraleute und Männer in Uniformen – Bereiter und Oberbereiter genannt. Es roch zart nach Pferd. Zunächst wurde dem administrativen Leiter der Reitbahn, Herwig Radnetter, zur 40-jährigen Zugehörigkeit zur Hofreitschule gratuliert. Danach wurden zwei junge Menschen zu Bereiteranwärter und -anwärterin befördert. Und dann war es Zeit für den historischen Moment.

Hannah Zeitlhofer, 29 Jahre jung, Pferdenärrin von Kindheitstagen an, gelobte, die Tiere der Hofreitschule nach bestem Wissen und Gewissen auszubilden – und wurde so zur ersten Bereiterin in der mehr als 450 Jahre alten Institution, die erst vor acht Jahren begann, Frauen auszubilden.

"Zart, aber zäh"

Elisabeth Gürtler, seit November 2007 Generaldirektorin der Hofreitschule, hatte die junge Frau zuvor mit Lob überschüttet. Sie sei "zart, aber zäh" und habe sogar den Oberbereiter, der "Damen kritisch gegenüberstehe", überzeugt. Zeitlhofer wurde 2008 als eine der zwei ersten Elevinnen in der Hofreitschule aufgenommen. Ihre Kollegin brach die Ausbildung ab und ging als Model nach Paris. Zeitlhofer mistete weiter die Ställe der Lipizzaner aus, half beim Bereiten und bildete selbst zwei Pferde zur Vorführreife aus – üblich ist eines -, und schaffte das in der Mindestausbildungszeit von acht Jahren.

Sechs Stunden Reiten täglich

Die Wienerin sieht ihre Rolle als Frau in der streng hierarchischen Institution als "nichts Besonderes". "Ich fühle mich als eine unter vielen", sagte sie dem STANDARD. Urlaub nehme sie ungern, um möglichst viel bei den Pferden zu sein. Um sieben Uhr früh beginnt täglich ihr Dienst. Etwa sechs Stunden am Tag sitze sie auf einem Pferderücken. Zwei Stunden der sogenannten Morgenarbeit finden vor Publikum statt, daran gewöhne man sich. Bei Vorführungen, teils im Ausland, sei sie aber noch angespannt.

Am liebsten bilde sie junge Hengste, "frisch von der Alm", aus, obwohl es "nicht ganz ungefährlich ist". Künftig wird sie mehr Verantwortung für die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen tragen. Schon bisher habe sie ihnen aber dabei geholfen, sich beim Umgang mit den Kollegen zurechtzufinden.

"Besonders kritisch ausgesucht"

Elisabeth Gürtler hat – neben einem Sparprogramm – die Aufnahme von Frauen in der Hofreitschule durchgesetzt. "Die ersten haben wir besonders kritisch ausgesucht", sagt sie. Sie sprach bei der Feier von einem "Bruch" mit der Tradition. Zeitlhofer nannte es eine "Weiterentwicklung" – die Pferde würden ja gleichbehandelt.

Die Hofreitschule ist in doppelter Weise ein stark männlich dominiertes Haus: Alle Lipizzaner sind Hengste. Der Grund dafür in Zeitlhofers Worten: "Sie haben von Natur aus dieses Imponierverhalten." (Gudrun Springer, 14.9.2016)